MEIN TAGEBUCH
Da sich in meinem Leben momentan so vieles verändert,habe ich mich entschlossen,ein kleines Tagebuch zu führen, vielleicht sind meine Gedanken für andere hilfreich.
16.3.07 Die Tafel So, da bin ich wieder. In den letzten 2 Wochen habe ich eine lange Reise begonnen, aber dafür habe ich hier eine neue Seite eingerichtet. Da ich in den letzten Monaten meine Stromrechnung nicht bezahlen konnte, war gestern der Geldeintreiber vom RWE da und hat mir mein letztes Geld für diesen Monat abgenommen. Also habe ich mich entschlossen, zur Tafel zu gehen.(dort gibt es für Arbeitslose kostenlos Lebensmittel). Abgesehen davon, das wir jetzt ganz unten angelangt sind, war es das traurigste, was mir seit langem begegnet ist.Nicht nur das all die Arbeitslosen nach der Reform eines verurteilten Betrügers leben müssen, nein, das Geld reicht nicht mal mehr zum Überleben (von Luxus oder kleinen Vergnügen reden wir ja schon lange nicht mehr). Es ist tatsächlich in Deutschland notwendig, für kostenlose Lebensmittel anstehen zu müssen (wohlgemerkt Lebensmittel, die im Geschäft nicht mehr verkauft werden können, da normale Kunden sie nicht mehr haben wollen).Meistens waren es Rentner oder Familien mit Kindern, die kamen.Ich habe selten soviel Hoffnunglosigkeit in den Gesichtern gesehen , und die Kinder die mitkamen, waren keine fröhlichen, unbeschwerten Kinder mehr! Von Stolz rede ich hier nicht, den haben wir Arbeitslose schon lange abgelegt, aber wie soll ich als Eltern meinen Kindern etwas vom Sinn des Lebens vermitteln, wenn wir nicht mal mehr genug zu essen haben ? Und das Alter, in dem man noch vermittelt werden kann, sinkt immer weiter; ich bin jetzt 44 und angeblich schon zu alt für einen neuen Job. Aber das Rentenalter wird erhöht, wie passt das zusammen? Natürlich ist mir bewusst, das in vielen Ländern die Menschen so leben müssen, aber wäre es nicht möglich, wenigstens für die Kinder etwas mehr zu tun? Ich bin bloß froh, das jetzt meine Berufsgenehmigung für Schweden gekommen ist, noch ein bißchen Sprache büffeln und dann nix wie weg hier. (Bin im Moment arg frustriert)
5.3.07 Sehnsucht Gestern waren meine Eltern zu Besuch, die üblichen Bemerkungen, gepflegte Unterhaltung, und dann das: Ich kann mir ja kein eigenes Auto leisten, daher hat mein Vater eines gekauft, es ist auch auf ihn angemeldet und er hat es uns geliehen. Natürlich sagt er mir ständig, das es ja nur geliehen ist, das ich anständig mit "Seinem" Auto umgehen muß und das ich nicht so viel fahren soll. Gestern ging es dann wieder darum, das ich zu viele Kilometer fahre und sein Auto zu sehr abnutze (wir wohnen nun mal auf dem Land und ohne Auto geht hier nix).Er meinte, er hätte mir das Auto nur für die allernotwendigsten Fahrten geliehen, nicht zum Spaß. Ich stand da und dachte: Warum kannst du nicht einmal zu mir sagen; du bist meine Tochter, ich liebe dich und ich gebe dir mein Auto, damit du etwas mehr Lebensqualität hast und auch mal was schönes unternehmen kannst. Und da war sie wieder, die ewige Sehnsucht nach der Liebe und Anerkennung meiner Eltern, der Kreis schließt sich wieder; egal was ich tue, lerne, übe, welche Gedanken ich mir mache, ich komme immer wieder dahin zurück. Warum ist es mir nicht möglich, zu akzeptieren, das ich eben, aus welchen Gründen auch immer, niemals ihre Liebe und Anerkennung bekommen werde? Warum bricht diese Sehnsucht immer wieder durch und zerstört alles, was ich erreicht habe? Ich fühle mich dann immer wieder wie ein kleines Kind und der Schmerz ist noch derselbe wie früher.Ich bin dann gestern abend doch noch zur Tankstelle gefahren um mir Chips und Schokolade zu holen, um diesen Schmerz zu beruhigen; wie immer, der Abwehrmechanismus funktioniert also noch. Und wie ich da so saß und alles in mich reinstopfte, kamen mir die Pinguine in den Sinn, und die Radikale Akzeptanz; (denn genau das ist es, was diese Tiere tun), und zum ersten Mal wurde mir wirklich bewußt, das ich nur eine Chance habe. Ich muß diesen Schmerz ganz zulassen, nicht der kleinste Abwehrmechanismus darf in diesem Moment zuschlagen.Das habe ich schon oft versucht, aber ich halte es immer nur kurz aus, dann flüchte ich wieder. Aber zum ersten Mal fühle ich mich wirklich bereit für diesen Schritt, alles was ich in den letzten Monaten gelernt habe, was ich mir erarbeitet habe hat mich dahingeführt.Und ich habe ein paar Helfer, die mir zur Seite stehen: Achtsamkeit, Fürsorge und Liebevoll. Deshalb werde ich jetzt mal eine kleine Pause einlegen und sehen, wohin ich gehen kann..........
Wo kämen wir denn hin wenn jeder sagen würde wo kämen wir denn hin, wenn keiner ginge um zu schauen wohin man denn käme, wenn man denn ginge.......
4.3.07 Die Reise der Pinguine Gestern habe ich den Film "Die Reise der Pinguine" gesehen. Wunderschöne Landschaftsbilder aus der Antarktis und mittendrin die Pinguine auf ihrer ewigen Wanderung.Die Karawanen von tausenden dieser Tiere, die unbeirrbar ihren Weg gehen, bis sie sich alle treffen um sich zu paaren und Eier zu legen. Mitten im strengsten Winter stehen sie monatelang da und brüten, ohne zu fressen, sie haben nur den Schnee gegen den Durst. Die Männchen brüten und die Weibchen gehen den ganzen Weg zurück, wochenlang, um zu fressen und dann zurückzukehren, wenn die Jungen schlüpfen, um sie zu ernähren.Erst dann wandern auch die Männchen zurück um zu fressen und wenn sie zur Kolonie zurückkehren,beginnt der Sommer, das Eis schmilzt und sie kehren ins Meer zurück. Es waren beeindruckende Bilder, wie die Pinguine wandern, wie sie in Sturm, Schnee und Kälte ausharren, mit nur einem Ziel, das neue Leben zu schützen. Und im nächsten Jahr beginnt alles wieder genauso. Ist nicht eigentlich unser Leben genauso? Wir wandern durch unser Leben, Schritt für Schritt, jeden Tag, um Hindernisse herum, mal fallen wir, mal geht es besser voran. Wir sind fast genauso schutzlos und müssen alle Stürme über uns ergehen lassen, wir können an dem, was das Leben uns präsentiert nichts ändern, und wenn unser Körper stirbt, beginnt alles wieder von vorne. Mit einem Unterschied; der Pinguin klagt nicht, er nimmt an, was sich ihm bietet und geht unbeirrt seinen Weg; woher nimmt er die Kraft dazu? Er hat nur ein Ziel, neues Leben zu schaffen, ist es das, was ihn dazu befähigt, all diese Strapazen auf sich zu nehmen? Welches Ziel könnten wir Menschen haben, das uns befähigen würde, so unbeirrbar durchs Leben und durch alle Stürme zu gehen? Ist das die Frage nach dem Sinn des Lebens? Das sind echt philosophische Gedanken für einen Sonntagmorgen, aber das geht mir halt so im Kopf herum. Ein Pinguin hat kein Ego, das ihm sagt, das Wetter ist Mist, es ist zu kalt, du hast Hunger, lass dein Ei und geh fressen, ne ich habe keine Lust auf diese Wanderung, dieses Jahr bleibe ich im Meer......... Wenn man genau hinsieht, merkt man, wie achtsam und fürsorglich diese Tiere sind, das Ei stirbt, wenn es auch nur für wenige Sekunden den Boden berührt, sie tragen es auf ihren Füßen, so können sie kaum gehen, und bedecken es mit ihrem Bauch; immer wieder sehen sie nach, ob auch alles in Ordnung ist. Sie drängen sich zusammen für mehr Wärme, sie heben etwas Futter auf, obwohl sie Hunger haben,um das Junge nach dem schlüpfen versorgen zu können, bis die Weibchen mit dem Futter zurückkommen. Und wenn wir unserem Ego diese Achtsamkeit und Fürsorge vermitteln könnten, wie wäre unser Leben dann wohl?
2.3.07 Emotionen Chögyam Trungpa : Des wahren Kriegers sanftes Herz der Traurigkeit Wer sein Herz erweckt, der stellt staunend fest, das dieses Herz leer ist. Es ist wie ein Blick in den Weltraum. Was bin ich, wer bin ich, wo ist mein Herz? Wer wirklich schaut, findet nichts Greifbares, nichts Festes. Wenn du dieses erwachte Herz suchst, wenn du in der eigenen Brust danach tastest, findest du nichts als Zartheit. Weich und wund fühlt es sich an, und wenn wir unsere Augen für die Welt öffnen, überkommt uns eine abgrundtiefe Traurigkeit. Diese Art von Traurigkeit hat aber nichts mit äußeren Gründen zu tun. du bist nicht traurig, weil jemand dich verletzt hat oder weil du einen Verlust zu beklagen hast. Diese Traurigkeit ist grundlos. Sie rührt daher, daß dein Herz ganz bloßgelegt ist. Keine Haut scheint mehr darüber zu sein. Setzte sich eine winzige Mücke darauf, wärst du zutiefst davon berührt. Es ist dieses sanfte Herz des Kriegers, das die Macht hat, die Welt zu heilen. Manchmal fühle ich mich so, wenn es mir gelingt, auf meine ganzen Abwehrmechanismen zu verzichten, wenn ich die Emotionen zulasse, wenn ich wirklich "auch dieses" sagen kann. Aber das dauert nur einen winzigen Augenblick, dann schreit etwas in mir ganz laut "Nein" und dann ist es vorbei, schnell etwas essen, schnell an den PC, schnell irgendetwas tun, nur nicht fühlen........ Um herauszufinden, was es mit den Emotionen auf sich hat, lehrte der Buddha die Achtsamkeit auf Körper, Gefühle, Geist und Geistesobjekte, die Grundlage dafür sind unsere Sinne, Augen Ohren, Nase, Zunge, Körper, Geist. Es heisst, das Emotionen immer aus Körperempfindungen entstehen, aus dem was wir sehen, hören, riechen schmecken, fühlen.Und wenn wir in der Lage wären, diese Emotionen einfach nur wahrzunehmen, passiert nichts, sie erscheinen und vergehen. Aber wir haben einen Komentator im Kopf, der alles sofort bewertet, analysiert,und auch gleich eine Lösung des Problems parat hat.(das ist der, der immer "Nein" schreit) Aber ich brauche diesen Komentator doch, er sagt mir, was gut für mich ist, was nicht, wann ich mich schützen muss, wie ich ragieren soll,wie ich überleben kann. Wer sonst sollte das tun? Eigentlich ist er schon ein eigenständiges Wesen geworden, er reagiert schon, bevor ich etwas empfinde, er sieht in die Zukunft. Meine Eltern wollen zu Besuch kommen, schon reagiert er; Achtung Gefahr, sie werden dir wieder weh tun, schütze dich, nimm ein paar Beruhigungstropfen, dann wirst du es schon aushalten. Ein Brief von der Bank ; da steht etwas unangenehmes drin, das du wieder kein Geld hast,mach ihn gar nicht erst auf, wirf ihn weg, dann passiert dir nichts. Es klingelt an der Tür; ist das der Gerichtsvollzieher, was will er dir diesmal wegnehmen, mach nicht auf, geh lieber in die Küche und iß etwas,dann geht es dir besser.Es ist Elternsprechtag in der Schule;Vorsicht,was haben deine Kinder wieder angestellt, wo hast du wieder versagt, geh nicht hin, sei krank, dann hast du eine gute Ausrede. Ach, lass mich einfach in Ruhe, ich bin müde, schnell noch was essen und dann ein bisschen ausruhen, auf die Couch legen, nichts tun, nichts hören und sehen........... Er bestimmt mein ganzes Leben, er sagt mir, was ich fühle und wie ich reagieren muß, und zwar so, das er sich wohlfühlt. Er ist es, der diesen Kampf führt, er will nicht akzeptieren, was das Leben mir bringt,er will nur seinen eigenen Vorteil und wenn er handelt, dann ist es eigentlich zu meinem Nachteil. Er löst diese ständige Angst in mir aus (Angst nimmt immer etwas Zukünftiges voraus), er sieht ständig Gefahr und er zerstört das Vertrauen in das Leben. Und je mehr wir erleben, je mehr schmerzhafte Ereignisse es gibt, desto lauter wird er.Und er mag absolut kein "Liebevoll" und keine radikale Akzeptanz, vielleicht weil er weiß, das diese 2 Dinge ihn ausschalten würden? Aber woher kommt er, seit wann gibt es ihn überhaupt? War er es, der dem kleinen Baby, das allein und ohne Mutter im Heim war, sagte, das man niemandem trauen kann? Entstand er aus all den Schmerzen und Demütigungen in der Kindheit oder entstand er aus dem Schmerz um meine verlorene Tochter und aus dem damaligen Entschluss, nichts mehr an mich herankommen zu lassen?Entsteht er aus Erinnerungen oder aus Gedanken an die Zukunft? Ist diese Frage überhaupt wichtig? Es gibt ein schönes Gleichnis aus dem Leben des Buddha dazu: Ein Mann wird von einem Pfeil getroffen und ruft um Hilfe, andere Menschen kommen und fangen an zu diskutieren: Woher kam der Pfeil, wer hat ihn abgeschossen, aus welchem Material ist er,wie schnell ist er geflogen. Der Buddha kommt dazu und zieht den Pfeil einfach heraus und der Mann ist von seinen Schmerzen befreit. Der Buddha war einfach nur achtsam, hat die Situation gesehn und entsprechend gehandelt, er hatte keinen Komentator , der ihm sagte, was er tun muß. Und als ich letztens im Regen stand, und nur achtsam war, war es nicht der Komentator, der mir gesagt hat ,ich soll nach Hause gehen damit ich nicht wieder krank werde (der hat mir nur erzählt wie eklig das Wetter ist, das ich blöd bin keinen Schirm mitgenommen zu haben, er hat sich geärgert, das er nass wurde). Meine Achtsamkeit in diesem Augenblick hat ihn ausgeschaltet und meine Reaktion, nach Hause zu gehen, kam einfach so . Und so bin ich jetzt beim nächsten Thema angelangt, Ego (der Komentator) und Nicht- Selbst. (Dazu passt auch der neue Text in Buddhistische Texte)
1.3.07 Den Kampf beenden 2 Gestern habe ich nochmal über das kämpfen nachgedacht. Ich gegen alle und alles, so kommt es mir vor. Und immer das Gefühl, das alles, was mir begegnet, mir schaden will, mir wehtun will, mir etwas wegnehmen will. Also noch mal zurück zu dem Beispiel mit dem Wetter. Das Wetter macht einfach, was Wetter so tut,es regnet, schneit, die Sonne scheint, es ist windig, das Wetter denkt sich nichts dabei, und schon gar nicht, was es mir antun könnte. Das Problem liegt also bei mir. Es ist mir zu nass, zu windig, zu heiß,mal ist es gut so, mal nicht,wäre es mir lieber, wenn es überhaupt kein Wetter geben würde? (Wäre es mir lieber, wenn ich ganz allein auf der Welt wäre?). Eigentlich tut alles in diesem Universum, was es nun mal tut, das Wetter, Menschen, Tiere, Pflanzen, einfach alles. Es existiert einfach. Und bis auf uns Menschen hat niemand und nichts ein Problem damit. Im Gegenteil, alle Wesen arrangieren sich irgendwie mit dem, was sie vorfinden. Also wenn ich mich einfach mal so inmitten des Universums stehen sehe, dann ist alles um mich herum und es passiert eigentlich nichts. Ich bin ein Teil von allem; und dann kommt die Angst: Was wird man mit mir machen? Was wird mir passieren? Kommt irgendetwas und tut mir weh? Ich stehe meinem Vater gegenüber, das ist o.k. und dann kommt die Frage: wird er mich wieder anschreien oder demütigen, was passiert? Da ist der Kampf, ich will nicht erleben oder fühlen, was andere mit mir machen, ich will nicht nass werden, nicht gedemütigt werden....... Ich kämpfe gar nicht gegen alles und jeden, ich kämpfe nur gegen mich selbst, meine eigenen Emotionen, die ich so nicht haben will. Es geht nicht darum, was andere mit mir machen, es geht darum, was ich dabei fühle und denke und ich will das nicht. Thich Nhat Hanh hat mal eine Übung vorgeschlagen: einen Tag lang allem was uns begegnet mit einem "Ja " zu begegnen, Tara Brach nennt es die Praxis des "auch dieses". Das wird jetzt mein nächstes Experiment : Was immer mir an Emotionen begenet, "auch dieses";mal sehen, was dann pasiert.....
P.S. Habe gerade festgestellt, das "auch dieses" nur mit der geheimnisvollen Zutat funktioniert; "Liebevoll"......
28.2.07 Den Kampf beenden 1 Um Radikale Akzeptanz zu üben, um zu lernen, wie man das Leben annimmt, um liebevoll zu sein, müssen wir den Kampf beenden. Sagt jedenfalls Jack Kornfield in seinem Buch "Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens." und letztlich sagt das auch der Buddha in seiner ganzen Lehre. Aber wie macht man das? Ich übe und übe, ab und an habe ich kleine Erkenntnisse, ich versuche nicht zu urteilen, alles anzunehmen,achtsam zu sein, nicht nach Bildern zu leben, aber irgendwie........ Selbst meine Meditation ist ein Kampf, ich sitze, achte auf den Atem, dann kommen die Gedanken, hey, weg damit, zurück zum Atem, wieso klappt das wieder nicht, bin ich zu blöd, du willst dich nicht verurteilen, geh zum Atem zurück, mir tut mein Knie weh, egal, du willst nur sitzen, den Atem zählen, die Gedanken benennen.......... Wenn ich achtsam bin, entdecke ich diesen Kampf überall, den ganzen Tag lang, in fast jeder Situation, es gibt offenbar immer etwas, wogegen ich kämpfen muß. Und meistens ist es das Gefühl, das ich etwas nicht will, das gerade passiert oder das ich etwas anderes will, als ich gerade habe. Was genau heißt eigentlich Kampf ? Als Kampf (von lat.: campus, „Feld“, auch im Sinne von „Schlachtfeld“) wird eine Auseinandersetzung zweier oder mehrerer rivalisierender Parteien bezeichnet, deren Ziel es ist, einen Vorteil zu erreichen oder für das Gegenüber einen Nachteil herbeizuführen. Das ist seltsam, da bin doch nur ich, gut ich versuche einen Vorteil für mich zu erreichen, aber wer ist mein Gegenüber, die andere Partei? Wer kämpft hier gegen wen ? Ich gegen das Leben? Wie beendet man normalerweise einen Kampf? Die Gegner beenden ihre Handlungen und vertragen sich wieder. Gestern war ich auf meiner Nordic Walking Runde und plötzlich wurde es sehr windig und dann fing es an stark zu regnen. Erst bin ich schneller gegangen, dann habe ich mich geärgert, das ich keinen Schutz habe, mir war kalt und nass, dann habe ich auf das Wetter geschimpft, dann auf mich, da war ich und auf der anderen Seite das Wetter, das nicht so war, wie ich es wollte. Eigentlich ein typisches Beispiel. Gut, alles ist eine Gelegenheit zu üben, also : Ich bin einfach stehengeblieben, achtsam sein, den Wind spüren, den Regen, ohne Komentar, ohne Urteil , nur Empfindung; nass, kalt, windig,wie fühlt es sich auf der Haut an, ich höre den Wind, ich sehe die Regentropfen und es ist irgendwie spannend und schön......als ob ich der Regen und der Wind bin........ Da ist plötzlich eine Stimme, die sagt: du warst gerade erst sehr krank, wenn du jetzt so nass bist, ist das nicht gut für dich. Also gehe ich weiter, nach Hause........... und dieses Gefühl des Wahrnehmens schwirrt mir den ganzen Tag im Kopf herum. Was ist da passiert? 2 Parteien, ich und das Wetter, es ist nicht so, wie ich es will, der Kampf beginnt, ich versuche es zu verdrängen, zu ändern und als das nicht geht richte ich mich gegen mich selbst, wenn ich das Wetter nicht bekämpfen kann, dann .......und wie ist das aus der Sicht des Wetters?(blöde Frage, aber wenn ich nach der Definition von "Kampf " gehe, ist es mein Gegner und es muß auch ein Ziel haben). Steht es da und sagt: Ah, ein Mensch, den mag ich nicht, also werde ich ihn jetzt naßregnen und ihn krankmachen, ich werde ihn wegwehen und dann habe ich gewonnen? Wetter denkt nicht, es existiert einfach, und in dem Moment wo ich auch nicht mehr denke, nur existiere, nur wahrnehme, vertragen wir uns und können zusammen existieren, aber wer war die Stimme, die gesagt hat, achte auf deine Gesundheit, geh nach Hause?War das ich, oder vielleicht sogar das Wetter, oder war es das Leben selbst? Ist das Intersein, alles existiert nur zusammen, nebeneinander, miteinander? Der Buddha hat mal gesagt, man braucht Vertrauen, das nichts existiert um sich gegenseitig zu schaden, sondern in gegenseitiger Abhängikeit. Wie ist uns dieses Vertrauen abhandengekommen? Warum sehen wir in so vielem eine Gefahr? Gute Frage, wenn ich die Antwort finde,dann kann ich vielleicht auch den Kampf beenden....... 27.2.07 Wirbel und stehende Gwässer Aus : Einfach Zen v. Charlotte Joko Beck Wir sind im Grunde Wirbel im Fluß des Lebens. Im Vorwärtsströmen trifft der Fluß vielleicht auf Felsblöcke, Äste oderUnebenheiten im Flußbett, durch die plötzlich hier und da ein Wirbel entsteht. Das Wasser, das in den Wirbel fließt, schießt herum und wird rasch wieder Teil des Flusses, bis es schließlich Teil eines neuen Wirbels wird und sich dann wieder weiterbewegt. Auch wenn es für kurze Zeit scheinbar als etwas Eigenes unterschieden werden kann, ist das Wasser im Wirbel doch nichts anderes als der Fluß selbst. Die Stabilität eines Wirbels ist sehr vergänglich. Die Energie des Lebensflusses formt lebendige Dinge, einen Menschen, ein Tier, Pflanzen, dann verändert sich das, was den Wirbel formte, selbst, und der Wirbel löst sich auf und wird wieder Teil des ganzen Flusses. Die Enrgie, die einen bestimmten Wirbel gebildet hat, schwindet, und das Wasser strömt weiter, um vielleicht wieder erfasst zu werden und für einen Augenblick die Form eines neuen Wirbels anzunehmen. So betrachten wir unser Leben allerdings nicht gerne. Wir wollen uns nicht als vergängliches Gebilde betrachten, als Wirbel im Lebensstrom. Tatsache ist aber, das wir für eine gewisse Zeit Gestalt annehmen und, wenn die entsprechenden Umstände eingetreten sind, vergehen. Dieses Vergehen ist nichts Schlechtes; es ist ein natürlicher Teil des Prozesses. Aber wir möchten glauben, das der kleine Wirbel, der wir sind, nicht Teil des Flusses ist. Wir wollen uns als dauerhaft und stabil sehen. Wir verbrauchen unsere ganze Energie mit dem Versuch, unser eingebildetes Getrenntsein zu schützen. Um es zu schützen, ziehen wir künstliche, festgelegte Grenzen, und dadurch häufen wir unnötigen Ballast an,überflüssiges Zeugs, das in unseren Wirbel rutscht und nicht mehr herauskann.Dadurch wird unser Wirbel verstopft, und alles gerät durcheinander. Der Fluß muß natürlich und ungehindert strömen können. Wenn unser eigener Wirbel ins Stocken gerät, beeinträchtigen wir auch die Energie des Stromes selbst. Er wird aufgehalten. Benachbarte Wirbel bekommen weniger Wasser, weil wir so krampfhaft festhalten. Am besten für uns und für das Leben wäre es, wenn wir das Wasser in unserem Wirbel rasch und klar strömen ließen, damit es hinein- und hinausfließen kann. Wenn es ins Stocken gerät, schaffen wir Schwierigkeiten, seelische, physische und spirituelle. Wir tun das Beste für andere Wirbel, wenn das Wasser, das in unseren hineinfließt, sich frei bewegen kann und ungehindert und rasch dorthin strömen kann, wo etwas anderes in Bewegung gebracht werden muß. Die Lebensenergie will rasche Transformation. Wenn wir das Leben so sehen können und uns an nichts klammern, kommt und geht das Leben ganz ungehindert.Wenn irgendwelcher Schutt in unseren wirbel gerät, das Wasser aber gleichmäßig und kraftvoll fließt, wird er eine Weile herumgewirbelt und dann gleich weitergetragen. Aber so leben wir nicht. Weil wir nicht sehen, daß wir nichts weiter sind als ein Wirbel im Fluß des Universums, betrachten wir uns als Einzelwesen, die ihre Grenzen schützen müssen. Schon die Feststellung "Ich fühle mich verletzt" setzt eine Grenze, weil sie ein "Ich" benennt, das geschützt werden muß. Wenn irgendein Unrat in unseren Wirbel gerät, strengen wir uns furchtbar an, ihn nicht wahrhaben zu wollen, ihn loszuwerden oder ihn irgendwie in den Griff zu bekommen. Neunzig Prozent eines typischen Menschenlebens werden mit dem Versuch verbracht, den Wirbel durch Grenzen zu schützen. Wir sind dauerhaft auf der Hut: "Er könnte mir weh tun" "Das könnte mißglücken" " Ich mag es einfach nicht". Dadurch mißbrauchen wir unseren Lebenszweck. Das Wasser, das fließen sollte, um anderen zu nützen, stagniert. Ein wirbel, der rings um sich einen Damm baut und sich vom Fluß abtrennt, wird zu stehendem Wasser und verliert seine Lebenskraft. Wir üben Zazen, um nicht mehr in der Absonderung steckenzubleiben, sondern um uns als das zu sehen, was wir sind, ein Teil des Ganzen. Aber wir verbrauchen einen Großteil unserer Enrgie damit, stehendes Wasser zu produzieren. Das geschieht durch Leben in Angst. Die Angst entsteht dadurch, das der Wirbel nicht erkennt, was er ist, nichts anderes als der Strom selbst. Solange wir diese Wahrheit nicht erahnen, lenken wir unsere Energie in die falsche Richtung. Wir schaffen lauter Becken mit stehendem Wasser, bringen Verunreinigung und Krankheit hervor. Solche Becken, die versuchen, sich nach außen hin abzuschotten, beginnen, einander zu bekämpfen.Das Leben verliert seine Frische. Die Zen-Praxis hilft uns, zu sehen, wie wir Stagnation in unser leben gebracht haben. Unsere erste Entdeckung beim Üben ist die Erkenntnis, wie sehr wir durch unsere egozentrischen Gedanken in Stagnation geraten sind. Die Probleme entstehen durch Einstellungen, die wir bei uns selbst nicht wahrnehmen. Unerkannte Depression, Angst und Wut machen uns starr. Wenn wir das erkennen, beginnt das Wasser langsam wieder zu fließen. Deshalb ist der entscheidende Teil des Übens die Bereitschaft, das Leben selbst zu sein; also einfach unsere Empfindungen wahrzunehmen, das, was unseren Wirbel entstehen lässt. Im Laufe der Jahre haben wir uns mühevoll angewöhnt, genau das Gegenteil davon zu tun: Wir lassen das Wasser zum Stocken kommen. wir leisten also genau das Falsche. Aus dieser dauerhaften Anstrengung entstehen all unsere Schwierigkeiten, entsteht die Trennung vom Leben. Wir wissen nicht, wie wir Nähe und Unmittelbarkeit schaffen, wie wir Teil des Lebensstroms werden können. Ein stehender Wirbel, der seine Grenzen verteidigt, ist nichts und niemandem nahe. Das Üben bewirkt, das wir wacher und lebendiger werden. Wir erkennen unsere Abwehrhaltung und Manipulationen. Währen der Fluß sich immer erneuert mit frischem Wasser, geraten wir in Stagnation durch Sätze wie:"Das kann ich nicht ausstehen", "Das hat mir wehgetan", "Mein Leben ist so schwer." In Wahrheit gibt es nur das weiterströmende Wasser. Was wir unser Leben nennen, ist nichts als ein kleiner Umweg, ein Wirbel der entsteht und dann wieder vergeht. Manchmal sind diese Umwege klein und kurz; das Leben wirbelt 1 oder 2 Jahre an einem Ort, dann löst es sich wieder auf. Die Leute fragen sich,warum manche Kinder sterben, wenn sie noch ganz klein sind . Wir wissen nicht , warum. Es gehört zu diesem endlosen Energiestrom. Wenn wir Teil von ihm werden, haben wir inneren Frieden. Wenn wir uns dagegen sträuben, haben wir keinen Frieden. Ein Wirbel ist ein Wasserstrudel mit einem Zentrum, um das das Wasser kreist. Im Laufe des Lebens wird das Zentrum immer schwächer. Wenn es schwach genug ist, läßt die Bewegung nach und das Wasser wird einfach wieder Teil des Flusses. PRÄSENZ UND HEITERE GELASSENHEIT
23.2.07 Durcheinander So, da bin ich wieder. Leider fing das neue Jahr schon gut an, bei meinem 2 Sohn wurde jetzt auch Diabetes festgestellt, so das ich jetzt 2 Kinder mit dieser Erkrankung habe, und ich mir erstmal überlegen musste, wie es jetzt weitergeht. Als Alleinerziehende mit nun 2 chronisch kranken Kindern ist das Leben ja doch etwas komplizierter, und für meine Auswanderungspläne gibt es nun etwas mehr zu bednken. Erst habe ich überlegt, ob es noch Sinn macht, diesen Schritt zu wagen, aber wenn ich bedenke, das ich in Deutschland schon mit einem kranken Kind keine Arbeit bekomme, ist dieser Zug jetzt endgültig abgefahren. Und so habe ich mich entschlossen, weiterzumachen. Diese Woche habe ich meine Berufsbestätigung aus Deutschland bekommen und warte jetzt auf meine schwedische Berufserlaubniss und dann kann ich mich weiter bewerben.Also wieder ein Schritt weiter gekommen. Ja und ich arbeite immer noch an dem Wort "Liebevoll". Ich kann das nicht! Jedesmal wenn ich versuche , etwas liebevoll zu tun, werde ich wütend. Warum soll ich liebevoll sein, zu mir ist das auch keiner, mir hilft niemand, außerdem bin ich zu unfähig und das bringt nichts....... OK, Pause. Was genau bedeutet dieses Wort eigentlich? Im Buddhismus heißt es liebevolles Gewahrsein oder liebevolle Achtsamkeit und Fürsorge. Gewahrsein, Achtsamkeit und Fürsorge kann ich aufbringen, aber etwas passt nicht; ich fühle mich dabei irgendwie wütend, schlecht gelaunt,ungeduldig. Und da ist sie, die ewige Frage: Was bringt mir das, was ich da tue? Normalerweise haben wir bei allem was wir tun, eine Erwartung; wir erwarten Dankbarkeit, Zuwendung, ein Ergebniss, eine Belohnung, was auch immer; es soll uns etwas bringen. Und wenn ich versuche, liebevoll zu sein, dann erwarte ich dafür auch etwas, und wenn das nicht kommt, bin ich frustriert. Aber genauso lernen wir es schon als Kinder, alles muß einen Sinn haben, eine Grund, ein Ergebniss, ein Ziel.Und am Ende eines Tages fragt man sich: Was hast du heute erreicht, was geschafft, war der Tag sinnvoll? Sollte man sich nicht eher fragen: War es ein schöner Tag, habe ich geliebt, gefühlt, was habe ich gesehen, erlebt? Aber wenn "ich muß", "ich will" und "ich möchte" nicht funktioniert, was dann? Eines der Prinzipien im Zen ist, etwas zu tun, ohne Ziel, ohne Grund ohne Erwartung, einfach nur um es zu tun; das zu tun, was gerade anliegt; nicht um etwas fertig zu bekommen, sondern nur um es zu tun. Also mal ein Experiment: Mein Auto sieht mal wieder aus wie eine fahrende Müllhalde, müsste ich mal aufräumen und saubermachen; ich muß (warum muß ich, na ja, wie sieht das aus, was sollen die Leute denken, du bist schlampig..........).ich will ( ne, dazu habe ich echt keine Lust, bist du wieder faul....) ich möchte ( wenn ich jetzt das Auto saubermache, dann fühle ich mich gut, ich habe etwas geschafft, keiner wird mich mehr verurteilen.....) so eine einfache Sache aber 1001 Gedanke dazu. Da stehe ich nun vor meinem Auto und schalte alle Gedanken aus und sehe den Müll und Dreck und sage mir : Tu es einfach.Ich hole meine Putzsachen und fange an, nur achtsam sein, nicht daran denken, wann bin ich fertig, wie wird es aussehen, mache ich das richtig, nur putzen. Und plötzlich ist es da; ganz klein, vorsichtig, nur ein winziges, flüchtiges Gefühl; liebevoll .Ich kann nicht einmal beschreiben, was es ist, wie es sich anfühlt, es ist etwas ruhiges und friedliches.Ich putze langsam, achtsam, vorsichtig, liebevoll, es kommt einfach so. Liebevoll ist nichts, was ich machen kann, was ich erzwingen kann, es lässt sich nicht bestimmen, ich kann es mir nicht zum Ziel setzen, es kommt einfach so aus dem was ich tue.Und es kommt nur, wenn ich keine Erwartung habe oder ein Ziel oder einen Grund. Das stellt ja eigentlich alles, was ich bislang über das Leben gelernt habe auf den Kopf, oder?
3.12.06 Die geheimnisvolle Zutat Es funktioniert auch so nicht. Selbst wenn ich mich bemühe, nicht zu urteilen und alles anzunehmen, wie es ist, komme ich nicht weiter. Vor ein paar Tagen saß ich da und habe die Adventskalender für meine Kinder gefüllt; also 48 kleine Beutel füllen und mit Schleifchen aufhängen. Erst war alles o.k., dann wurde ich immer gereizter, das Ganze ging mir irgendwie nicht schnell genug, das gefummel mit den Bändern und überhaupt. Ich habe es mit Achtsamkeit versucht, aber ich wurde nur noch nervöser. Dann habe ich aufgehört und habe versucht herauszufinden, was los ist. Schon war die Selbstverurteilung wieder da; du tust etwas schönes für deine Kinder, das muß doch zu schaffen sein, streng dich mal an, dir macht auch gar nichts Spaß...... Plötzlich hatte ich meine Mutter vor Augen, die auch immer gereizt war, die nur selten gelacht hat, und die vor alles, was sie tat, das Wort "ich muß..." setzte. Genauso wie mein Vater. Es hieß nie, ich möchte etwas tun, etwas macht Spaß; immer nur "ich muß".Ich muß arbeiten, ich muß das Haus ordentlich halten, aus den Kindern muß mal was anständiges werden, die Familie muß in Urlaub fahren, die Figur muß dünn sein, essen muß gesund sein , der Körper muß so funktionieren, wie ich das will, Gefühle müssen unterdrückt werden ....... Und genauso saß ich jetzt da und "mußte" die Adventskalender fertig machen, und ich war genauso schlecht gelaunt, wie es meine Eltern immer waren. Also gut, ich " möchte" diese Adventskalender jetzt fertig machen, ich" möchte" meinen Kindern eine Freude machen, und warum klappt das nicht? Plötzlich fiel mir die Frage ein, die Jack Kornfield am Anfang seines Buches "Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens" stellt: Hat dieser Weg ein Herz? Nein, ein "ich muß" hat niemals ein Herz, es ist nur ein Bild, das ich erfüllen will, "ich möchte" ist nur der Versuch mir etwas schönzureden,"ich will" ist nur eine Forderung meines Egos. Aber genauso habe ich bis jetzt gelebt. In einer Welt voller Bilder, Forderungen und mit dem Versuch, mir einzureden, das es so richtig ist. Meine größte Sehnsucht ist die Liebe meiner Mutter, die ich nie hatte, aber vielleicht stimmt das so gar nicht; vielleicht sehne ich mich eigentlich nach einem Weg mit Herz? Eine Liebe, die nicht von außen kommt, sondern in mir ist, in meinem Herzen? Buddha sagte damals: "Seid euch selbst ein Licht.". Ich habe mich immer gefragt, wie ich das machen soll, aber vielleicht meinte er damit, das wir unser Herz an allem ,was wir tun, beteiligen sollen, es soll uns führen . Wenn wir unser Herz an allem, was wir sagen, tun oder denken beteiligen würden, wie sähe unser Leben dann wohl aus? "Siehst du," sagt der Verlustschmerz zu mir," jetzt können wir miteinander reden, jetzt kannst du mir wirklich zuhören, jetzt hast du es verstanden." " Und ich" sagt mein Herz, " werde dir jetzt die geheime Zutat verraten, die dich durch alles führen wird, was dir begegnet.Es ist nur ein Wort, ein einziges Gefühl, aber wenn du es bei allem was du tust, sagst oder denkst voranstellst, dann bist du dir selbst ein Licht. Es ist ein Zauberwort, das alles, was es berührt, verwandelt: es heißt: " Liebevoll!" Jetzt muß ich nur noch herausfinden, wie man das macht, denn das habe ich leider nie gelernt.
26.11.06 Als ich gestern über die letzte Frage, die mir der Verlustschmerz gestellt hat, nachgedacht habe, fiel mir ein Satz von Charlotte Joko Beck ein: Der Schmerz ist unvermeidlich, aber das Leiden steht uns frei! Irgendwie habe ich das so interpretiert, das ich zwar Schmerz erfahre, aber ob ich leide, hängt davon ab, was ich darüber denke. Wobei meine Methode ja immer war, so zu tun ,als hätte das Ereignis nicht stattgefunden, also kann es mir auch nicht wehtun. Vor kurzem habe ich das Buch :" Aus Angst wird Mut" von Thich Nhat Hanh gelesen. Er sagt, das alles was wir denken,sagen,tun,erfahren , als Samen in unserem Herzen gespeichert wird; und wenn diese Samen berührt werden, entstehen die Empfindungen und Gedanken dazu in uns.Unser Speicherbewußtsein (unser Herz) ist der Garten, und unser Geistbewußtsein (unser Verstand), ist der Gärtner. Wie wir also mit diesen Samen (Erinnerung?) umgehen, entscheidet darüber, ob wir leiden oder nicht ? Dabei fiel mir ein Ereignis aus meiner Kindheit ein : Mein Vater hat jedes Wochenende kontrolliert, ob ich auch mein Fahrrad geputzt habe. Wir standen also in der Garage, und es war ihm nicht ordentlich genug geputzt. Er fing an , mich zu beschimpfen und dann hat er mich so ans Schienbein getreten, das ich lange Zeit eine Schwellung am Bein hatte, die sehr schmerzhaft war. Dieses Ereignis beinhaltet 2 Dinge; den psychischen Schmerz über die Beleidigung und den physischen Schmerz am Bein. Beides ist unvermeidlich, ich habe die Worte gehört und den Schmerz durch den Tritt gefühlt.Aber warum leide ich? Was genau ist dieses Leid eigentlich? Die zweit edle Wahrheit sagt, das wir leiden, weil wir Wiederstand gegen das Leben aufbauen, wir wollen nicht, das sich alles verändert, wir wollen keinen Schmerz, wir wollen nicht, das etwas vergeht, wir wollen nicht, das uns etwas passiert. Was ist damals in der Garage passiert? Ein Ereignis , das ich nicht haben wollte. Und der Komentator in meinem Kopf hat sofort reagiert; er hat Dinge gesagt wie: Siehst du, sie werden dich niemals lieben, du bist es nicht wert, du kannst nicht mal dein Fahrrad ordentlich putzen, du bist ein Versager, du wirst niemals etwas zustande bringen, das geschieht dir recht, hör auf zu jammern, dein Bein tut weh aber das ist unwichtig, körperliche Schmerzen zählen nicht, also achte nicht darauf, das ist deine Strafe dafür, das du so blöd bist......... Das ist wie ein endloses Tonband in meinem Kopf, das immer dann abläuft, wenn ich etwas erlebe, das ähnlich ist, manchmal auch einfach nur so, ohne das etwas passiert ist. Lässt sich dieses Tonband eigentlich abstellen? Wodurch entsteht es überhaupt? So gesehen entsteht es durch unsere Angewohnheit, alles was wir erleben, zu beurteilen. Etwas passiert, wir sehen oder hören etwas und schon entsteht im Kopf unser Urteil darüber. Das ist gut oder schlecht, schön oder häßlich,das will ich und das nicht......... Eine der wichtigsten Lehren des Buddhismus, ist "Nicht urteilen". Was passiert also, wenn ich dieses Ereignis in der Garage nicht beurteile? Dann bin ich nur ein Kind, das von seinem Vater angeschrien und getreten wird.Und jetzt? Heißt das, das ich alles was mir passiert, einfach so annehme, mich nicht wehren darf, wer sagt mir, was gut oder schlecht für mich ist,in welchen Situationen ich bleiben kann und wo nicht? Ich möchte nach Schweden gehen, um endlich wieder Arbeit zu haben und meinen Kindern eine Zukunft zu geben; würde das nicht heißen, das ich hier bleiben und meine Situation der Arbeitslosigkeit und Armut weiter ertragen soll? Das kann doch so nicht funktionieren. 24.11.06 Er sitzt immer noch nur da und sagt nichts. Das finde ich unfair, da mache ich mir die Mühe und will ihm zuhören, aber es passiert nichts, außer das ich die letzten Tage sowas von nervös bin und mich wieder fleißig selbst verurteile. - Warum sagst du nichts? - Weil ich so nicht mit dir reden kann, du hörst mir nicht wirklich zu, du versteckst dich hinter deiner Selbstverurteilung, deinem Essen, deiner Hausarbeit,deinen Kindern, deiner Play Station...... - Das ist unfair, ohne diese Ablenkungen könnte ich dich nicht aushalten, ich brauche sie, sie sind mein Schutzschild, ich versuche es doch aber ich habe so viel Angst. - Was glaubst du, wird passieren, wenn du dein Schutzschild weglässt? - Das will ich gar nicht wissen, Hölle und Feuer, Sturm, vielleicht sterbe ich sogar, niemand kann das ertragen. - Das Leben hat euch Menschen alles gegeben, was ihr braucht um zu überleben, mit allem klarzukommen, was es euch präsentiert. - Vielleicht sollte das Leben mir mal sagen, wie das geht. - Siehst du, du hörst nicht zu; das Leben sagt es dir jeden Tag, alles was du brauchst, ist schon da.Laß dein Schutzschild weg, laß deine Bilder, nach denen du lebst, weg und lebe nur nach deinem Herzen, es kann alles ertragen und wird dir den Weg zeigen. - Mein Herz? Das lassen wir jetzt aber mal draussen, das ist schon lange tot, das bringt mir nur noch mehr Schmerz,das habe ich als Kind gelernt. Mein Verstand sagt mir, was ich tun muß, er kann mich beschützen, er kann analysieren, lernen, Wege suchen, mit dir diskutieren, dazu brauche ich kein Herz. - Du bist traurig, weil in deinem Leben die Liebe fehlt, wie willst du sie finden ohne Herz? Dein Verstand kann dir nicht helfen, er weiß nicht was Leben und Liebe ist, er kann dir nur Geschichten erzählen, wie es sein könnte, aber wirklich fühlen kann nur das Herz.Und du hast gelernt, das alles 2 Seiten hat , es gibt keinen Tag ohne Nacht, kein Leben ohne Tod und keine Liebe ohne Schmerz.Das ist Intersein, alles kann nur zusammen existieren und alles ist in allem enthalten. - Aber es ist schon zuviel Schmerz da, da ist kein Platz mehr, ich kann nicht noch mehr ertragen. - Sieh dir die Welt an, soviel Schmerz, was glaubst du, wohin der geht? Wie sagt Tara Brach: das Leben ist nichts anderes als liebendes Gewahrsein und das hat Platz für alles auf der Welt . Dein Verstand kann das nicht erfassen, nur dein Gefühl, dein Herz, du mußt in diesem Fall einfach nur daran glauben und springen.Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. - Glauben? Alles woran ich je geglaubt habe, wurde zerstört. Ich glaubte, das Eltern ihre Kinder lieben und beschützen, aber sie verachteten mich. Ich glaubte, ich könnte ihre Liebe durch mein Hingabe zu ihnen bekommen, aber sie sperrten mich in den Keller, Ich glaubte, Menschen sollten zu allen Wesen gütig sein, aber man lachte mich aus, ich wäre sentimental und dumm,Diziplin ist alles was zählt. Ich glaubte, mein Körper wäre ein Wunder, etwas Schönes, aber sie brachten mir bei, wie häßlich ich bin und das der Körper nur dazu da ist, benutzt zu werden.Ich glaubte, als ich mit 15 das erste Mal verliebt war, an eine wunderbare Zukunft, aber er war ein englischer Soldat, der auf die Falkland Inseln geschickt wurde, in den Krieg damals, und er kam nicht zurück, er ist dort gestorben.Ich glaubte, als ich 6 war, das der junge Mann in unserer Straße mir Bonbons und Schokolade schenkte, weil er mich gern hatte, aber er wollte das ich ihn anfasse. Ich glaubte, mein Mann würde mich lieben und beschützen, aber er hat mich verraten und ruiniert.Ich glaubte an Gott und ging in die Kirche, aber sie wollten bloß Kirchensteuer von mir und erklärten mir, wie unwürdig ich bin, da ich meine Familie durch die Scheidung zerstört habe.Die Liste ist endlos. - Und was glaubst du, bringt dir der Buddhismus? Warum beschäftigst du dich damit, warum versuchst du dich an die Gebote zu halten, warum arbeitest du an deiner Vergangenheit wenn du nicht glaubst? Du machst alles nur mit deinem Verstand, er denkt, er hätte was davon, aber wenn dein Herz nicht beteiligt ist, dann wirst du wieder enttäuscht werden. - Warum? Weil so vieles in den Lehren des Buddhismus etwas in mir berührt, Gedanken und Gefühle, die ich mal hatte, die aber irgendwie verschwunden sind. Es ist wie ein Weg zurück, ich kann es nicht so richtig beschreiben. - Es ist ein Weg zurück, zu deinem Herzen,wie es einmal war und immer noch ist, es ist nur versteckt hinter allem, was du erlebt hast, es ist immer noch gütig und stark, es ist deine Basis, dein zuHause. - Wie kann etwas, das so verletzt wurde, eine Basis sein ? - Vielleicht wurde es nie verletzt, all die Demütigungen, Schläge und Verletzungen hat dein "Ich" erlebt, das Bild, das du von dir selber hast, was du glaubst zu sein, dein Verstand hat all das erlebt, aber dein Herz ist vielleicht davon unberührt geblieben, du solltest es einmal fragen......... 21.11.06 Der Verlust - Schmerz So, heute habe ich ihn in meinen Gesprächskreis eingeladen.Plötzlich ist hier nur noch wenig Platz. Er schubst alle anderen zur Seite und sitzt einfach nur da, und sieht sehr groß und sehr böse aus. Er sagt nichts, aber ich fühle, was er denkt: - Was soll ich hier, ich habe nichts zu sagen, ich will dir nur weh tun. Warum hast du mich nicht eher eingeladen? Du hast mich immer mißachtet, weggejagt, dich selbst verletzt um mich nicht zu spüren, warum hast du Angst vor mir, ich existiere einfach nur , aber wenn du mich nicht willst, werde ich dir weiter weh tun. Und wenn du bis nach Schweden flüchtest, werde ich dir folgen und so lange rufen,bis du mich akzeptierst. Du hörst mich schon lange, warum antwortest du nicht? - Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen kann,ich habe Angst vor dir. - Und ich weiß, was dein größter Wunsch, deine größte Sehnsucht in deinem Leben ist; die Liebe deiner Mutter, die du nie kennengelernt hast, die dich einfach weggegeben hat, die dich mißachtet hat. Aus dieser Sehnsucht bin ich geboren worden. - Das weiß ich, und deshalb ist es unlösbar, diese Liebe werde ich nie bekommen, die Sehnsucht wird immer bestehen bleiben, und du wirst immer da sein, um mich daran zu erinnern. Aber vielleicht werde ich meine Mutter einmal kennenlernen, vielleicht werde ich ihre Liebe bekommen und dann wirst du verschwinden. - Vielleicht wirst du sie kennenlernen, aber ob du ihre Liebe bekommst? Vielleicht liebt sie dich, vielleicht haßt sie dich, dafür das du entstanden bist als sie fremdgegangen ist, sie hat dich weggegeben aber dennoch bist du immer ein Teil von ihr. Du hast selbst 2 Kinder, du weißt, du hast sie geboren und in ihnen lebt auch ein Teil von dir, ihr seid für immer verbunden, ob ihr das wollt oder nicht. So ist es auch mit mir; du hast mich geboren als du ein kleines Baby warst, das sich nach der Liebe seiner Mutter sehnte und sie nicht da war;deshalb bin ich für immer mit dir verbunden, ob du willst oder nicht, egal was passiert. - Aber wenn ich dich akzeptiere, dann verliere ich meine Hoffnung......... - Du sehnst dich nach Liebe und Zuwendung, und genau das tue ich auch. Deshalb bin ich so groß geworden, ich bin ein Teil von dir und deshalb kann weder Essen, Drogen, oder sonst irgendetwas mir helfen, das kannst nur du; du bist meine Mutter , du hast mich geboren und nur du kannst mir die Liebe und das Mitgefühl geben, das ich brauche, damit wir zusammen existieren können.....
20.11.06 Eßsucht Teil 2
Ich übe jetzt das Achtsame Essen. Also nicht mehr schnell irgendetwas in mich reinstopfen, sondern ganz langsam essen, genau hinsehen was ich esse und vor allem schmecken. Und das ganze dann noch möglichst ohne Vorurteile oder Bewertung. Das ist gar nicht so einfach. Die Gedanken kommen automatisch und ich muß mich alle paar Sekunden daran erinnern, das ich achtsam essen will. Irgendwie fühlt sich das komisch an, alles schmeckt anders. Dinge, die ich sonst mochte, schmecken mir nicht mehr, mein Körper scheint mir schon beim Einkaufen zu sagen, was er möchte (oder braucht?),nennt man das nicht somatische Intelligenz? Essen ist ein Genuß; das ist meine erste Erkenntnis.Wenn ich wirklich achtsam esse, und auf meinen Körper höre, dann merke ich, wenn ich satt bin, und es ist auch Befriedigung, ich habe dann lange keinen Hunger oder Appetit mehr und brauche nicht mehr ständig was zu essen. Ich hatte Angst, wenn ich einfach esse, was ich will, dann werde ich wieder zunehmen, aber das ist nicht passiert. Der Körper regelt das offenbar ganz alleine, wenn man ihn lässt. Einen Tag habe ich Hunger auf Kuchen und Schokolade und am nächsten plötzlich auf Obst. Da stelle ich doch mal eine gewagte These auf: Diäten können niemals funktionieren, der Körper weiß genau, was er braucht und was sein richtiges Gewicht ist, wenn man ihn lässt. Was für eine Qual muß es für ihn sein, wenn wir ihm vorschreiben, was er zu essen hat und ihm verweigern, was er braucht?Und all unsere Sinne leiden mit,da sie nicht befriedigt werden (und das alles nur, weil die Gesellschaft uns sagt, wie wir auszusehen haben?)Da muß ich erst 44 Jahre alt werden, um das rauszufinden, aber besser spät als nie *gg*. Diese Achtsamkeit beim Essen verändert auch mein Körpergefühl. Mein Körper war eigentlich immer mein Feind, er wollte einfach nicht so aussehen und funktionieren wie ich es wollte (oder wie man mir gesagt hat, wie er sein sollte). Wenn ich genau hinhöre, sagt er mir, was er braucht; ob er müde ist, Schmerzen hat, verspannt ist, was er essen möchte, und wenn ich noch genauer hinhöre, sagt er mir auch, was ich tun muß. Das ist eine interessante neue Welt, und wenn der Komentator in meinem Kopf nicht immer dazwischen reden würde..... Vor ein paar Tagen saß ich vor meinem Teller und versuchte achtsam zu sein, aber es ging nicht, der Schmerz war wieder da und plötzlich entstand ein Bild in meinem Kopf. Ein kleines Baby,es liegt in seinem Bett im Kinderheim und weint. Es ruft seine Mutter, aber die kommt nicht, sie hat es ja weggegeben. Eine Pflegerin kommt, füttert das Baby und legt es wieder hin. Das, was es dringend braucht, die Liebe der Mutter, bekommt es nicht, stattdessen gibt es Essen. Es heißt, das der Grundstein für das Leben in den ersten Monaten gelegt wird, und die habe ich nun mal im Kinderheim verbracht. So fügt sich eines zum anderen. Das Symbol des Zen ist der Kreis, was auch immer wir suchen, wir kommen immer wieder zum Anfang zurück, nur dort können wir es finden. Mein Kreis schließt sich langsam, was auch immer ich versuche zu bearbeiten, ich komme immer wieder an den Anfang, leugnen nützt mich nichts mehr, dieser Schmerz über den Verlust der Mutter ist mein Anfang und mein Ende des Kreises. Ich werde in meine kleine Gesprächsrunde wohl noch jemanden einladen müssen; den Schmerz meiner ersten Lebensmonate, aber das macht mir Angst. Ich habe das Gefühl, das er viel zu groß ist, das er alles zerstören wird, was ich erreicht habe, das ich es nicht schaffen werde. Vielleicht muß ich Vertrauen haben, das mein Körper und mein Herz wissen, was sie brauchen um zu heilen, und mein Weg der letzten 2 Jahre hat mich genau hierhin geführt.........
9.11.06 Eßsucht Teil 1
Jetzt habe ich mich mal an meine Eßsucht herangewagt. Angefangen hat es , als ich ca. 10 Jahre alt war. Da habe ich gemerkt, das Süßigkeiten ein Ersatz für fehlende Liebe und Geborgenheit sind, wenn ich etwas essen konnte, dann fühlte ich mich besser.So war ich als Kind schon übergewichtig. Das passte natürlich nicht in das Bild meiner Eltern, wie ich sein sollte. Und so ging es los. Böse und abfällige Bemerkungen über meine Figur, ich hätte keine Disziplin, ich sollte mich ehr bewegen. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten wurde mir genau vorgeschrieben, was ich essen durfte und was nicht, hatte ich noch Hunger, gab es nichts mehr, jeder Bissen wurde komentiert. Da habe ich heimlich angefangen zu essen, mein ganzes Taschengeld ging dabei drauf, ich habe sogar gestohlen, nur um an Essen zu kommen. So nahm ich weiter zu und dann kamen die Diäten, meine Eltern haben alles an mir ausprobiert, was es damals gab, am schlimmsten waren die Körner; zu jeder Mahlzeit ein Glas mit einem Diätprodukt aus Körnern, sonst gab es nichts. Und so wurde Essen für mich zu einem ständigen Kampf und zur Quelle von unendlichem Leid. Normalen Hunger durfte ich nicht stillen, ich war irgendwie immer hungrig. Ich habe die gemeinsamen Mahlzeiten gehaßt, ich durfte nicht essen und die Bemerkungen dazu machten mir jeden Tag klar, wie minderwertig ich doch war. Dann schnell weg und Süßes gekauft, beim Essen einerseits Befriedigung und andererseits Angst (wenn sie mich nun erwischen) und Schuldgefühle ( keine Beherschung, du wirst dick,keiner wird dich lieben wenn du so aussiehst) Wut (warum muß ich heimlich essen, warum kann ich nicht damit aufhören) und am Ende entwickelte sich daraus Gier. Aus dieser Gier wurden mit der Zeit unkontrollierte Eßanfälle, jedes Essen schaffte Befriedigung und gleichzeitig all die anderen Gefühle. Ich hatte kein Gefühl mehr für Hunger oder Sattsein, ich habe einfach immer nur gegessen. Mein ganzes Leben bestand daraus, immer dafür zu sorgen, etwas zu essen zu haben, wenn nichts da war, bekam ich Panik.. Und immer die Selbstverachtung im Hintergrund.; zu wissen, das es nicht gut ist, was ich tue aber ich kann nicht damit aufhören. In den Therapien wurde mir immer gesagt, das Essen ein Ersatz für Liebe ist, aber das half mir nicht weiter. Es war ein Kreislauf ohne Ende, fehlende Liebe, Essen, Dicksein, dadurch noch weniger Liebe, die Verachtung anderer für Dicke kennt ja keine Grenzen, und wieder essen.Und dabei wurden die Gier und die Mengen, die ich essen mußte immer größer. In all den Jahren war es mir nicht mehr möglich, Essen als etwas schönes oder normales zu betrachten, es war immer begleitet von Haß und Schuldgefühlen, Selbstverachtung, keine geregelten Mahlzeiten mehr, essen nur noch vor dem Fernseher, um mich abzulenken,selbst Einkaufen wurde zur Qual. Die Gier tieb mich oft mehrmals am Tag in den Laden und was ich dann gekauft habe, erzeugte nur noch mehr Verachtung.
4.11.06 Der Kreis der radikalen Akzeptanz Die Idee dazu stammmt von Thich Nhat Hahn Vor einiger Zeit habe ich in meiner Meditationsecke einen Gesprächskreis gegründet. Dort saß ich Anfangs ganz alleine, niemand traute sich, dabeizusitzen. Dann habe ich ein paar Einladungen verschickt, und jetzt sitzen hier schon so einige. Ich möchte meine Runde einmal vorstellen: Der Gesprächsleiter (das bin ich), Malin (meine Tochter), mein bedürftiges Ich (auch Ego genannt), der Körper,die Angst, die Wut, der Haß, die Liebe, die Sehnsucht, die Eßsucht, die Freude, die Einsamkeit, die Trauer, der Schmerz, das Mitgefühl, die Achtsamkeit und das Leben ( das Herz) Es gibt auch ein paar Regeln: 1. Jeder kann offen über das sprechen, was ihn gerade bewegt. 2. Jeder darf ausreden und es redet immer nur einer. 3. Keiner wird für das, was er sagt oder wie er gerade aussieht, be - oder verurteilt. 4. Die Achtsamkeit sorgt dafür, das alle wirklich zuhören. 5. Das Mitgefühl setzt sich zu demjenigen, der spricht und hält seine Hand. 6. Wer fertig ist, setzt sich neben das Herz und übergibt ihm alles, was ihn bewegt hat. 7. Am Ende der Runde bedankt sich der Gesprächsleiter bei allen für ihr Kommen , ihre Geduld und ihre Bereitschaft, zusammen zu existieren.
Und was bringt das ganze? Na ja, alles was wir in uns unterdrücken oder ignorieren, kommt wieder, ruft uns und lässt nicht locker, es schädigt alle anderen, wenn es nicht gehört wird und ein Herz, das nichts zu tun hat, verhärtet sich. Ich jedenfalls habe dadurch wieder gelernt, Gefühle zu empfinden, egal welche es sind, alle sind wichtig und ich weiß jetzt, das ich mit allem umgehen kann, was mir begegnet. 4.9.06
Passt gut zu meiner momentanen Stimmung:
AUFWACHEN UND ECHT WERDEN
21.8.06 Mein verlorenes Kind Wenn ich wirklich nach Schweden kommen will, muß ich auch diese letzte Kapitel in meinem Leben noch abschließen. In den letzten 2 Jahren habe ich so vieles geschafft, meine Adoption, meine Kindheit, alles was so passiert ist, aber ich habe gemerkt, das da noch etwas ist, ein Schmerz, der so tief sitzt, der mich hindert, meine Pläne in die Tat umzusetzen. Seit 25 Jahren bin ich Meister darin, meine Abtreibung zu verdrängen, sie hat nie stattgefunden. Aber all die verdrängten Gefühle und Gedanken, die Schmerzen und die Sehnsucht sind noch da und in letzter Zeit tauchen sie in meinen Meditationen immer wieder auf. Es war manchmal so stark, das ich dachte, ich würde es nicht überleben, wenn ich sie zulasse. Aber ich weiß mittlerweile, das ich es schaffen kann, wenn ich mich mit liebevoller Achtsamkeit um meinen Schmerz kümmere.Und deshalb wage ich mich jetzt auch daran, denn sonst laufe ich bis nach Schweden vor mir selbst davon. Da diese Thema so wichtig ist, habe ich eine neue Seite dafür eingerichtet, denn die Bewältigung wird schwierig und schmerzhaft werden. Ich habe das ganze so erfolgreich verdrängt, das die Erinnerung nur langsam und in kleinen Teilen wiederkommt und ich werde wohl einen großen Vorrat an Taschentüchern brauchen, aber alleine der Entschluß, es zuzulassen, hat mir schon etwas Frieden gegeben. Meine Tochter wäre heute 25 Jahre alt, und egal welche Gründe ich damals hatte, übrig bleibt die schlichte Tatsache, das sie mein Kind war, genau wie meine Söhne, ein Teil von mir selbst und sie ist gestorben. Im Moment fühle ich nichts als Trauer und ein paar ganz leise Schuldgefühle, die immer stärker werden, aber all das wird dann auf der neuen Seite stehen: Mein verlorenes Kind
15.7.06 Hoffnung Also im Moment tut sich auf meiner Seite nicht viel, ich kämpfe mich gerade durch den Behördendschungel (der Amtsschimmel wiehert kräftig), ich schreibe Bewerbungen nach Schweden; lerne die Sprache, miste meinen Haushalt aus und bin auf der Jagd nach allen notwendigen Papieren. Das fängt mit Reisepässen für meine Kinder an, da wir gemeinsames Sorgerecht haben, müssen beide Eltern die Anträge unterschreiben. Da mein Ex Mann mittlerweile auch im Ausland lebt, muß er seine Unterschrift beglaubigen lassen und mir die Anträge zurückschicken. Dann habe ich jetzt die Berufserlaubniss für Schweden beantragt, dazu muß man Geburtsurkunde, Diplom, Lebenslauf, Führungszeugniss etc. kopiert, beglaubigt und übersetzt an das zuständige schwedische Amt schicken. Das schwedische Arbeitsamt hat übrigens schon bei mir zu Hause angerufen, das hat mich echt verblüfft, nachdem ich vom deutschen Arbeitsamt seit über 1 Jahr nichts gehört habe. Wenn das alles klappt, dann sind das die letzten Sommerferien, in denen meine Kinder zu Hause sitzen und wir nicht mal einen Ausflug machen können, dank Hartz 4........... Unser Kater muß noch zum Tierarzt, geimpft werden und so, wieder Papiere besorgen......... Und immer sitzt da so ein kleines Stimmchen im Hinterkopf, das sagt: Gib auf, das schaffst du nicht, du bist ein Versager, das haben dir deine Eltern oft genug gesagt,du wirst es sowieso zu nichts bringen....... Von wegen, schleich dich du Stimme, ich kann alles schaffen, wenn ich es will.............. Im Buddhismus heißt es: Wenn du keine Hoffnung mehr hast, bist du frei zu tun was immer du willst. Also wenn ich diesen Schritt gehe, dann doch in der Hoffnung, das es mir und meinen Kindern besser geht, das wir nicht mehr von einem Staat abhängig sind, der Familien, Kinder und besonders Alleinerziehende so im Stich lässt, wie es in Deutschland der Fall ist . (In Schweden gibt es übrigens finanzielle Hilfen für Alleierziehende und mehr Urlaub, um auch mal ein krankes Kind versorgen zu können). Das mit der Hoffnung ist ja so eine Sache, wir alle hoffen unser Leben lang auf irgendetwas, auf einen Partner, auf einen guten Job, eine Familie, Geld Gesundheit, ein Haus, ein Auto, ein erfülltes Leben, Spaß ; die Wünsche sind unendlich.Wäre ein Leben ohne Hoffnung nicht eigentlich düster und traurig, ohne Motivation? Aber wie oft werden wir enttäuscht, wenn unsere Hoffnungen sich nicht erfüllen? Also wenn ich mein Leben so betrachte, habe ich noch nie etwas getan, ohne Hoffnung auf etwas zu haben. Als Kind hatte ich immer die Hoffnung, doch noch irgendwie die Liebe meiner Eltern zu bekommen, als Erwachsene hatte ich immer die Hoffnung, das irgendwann alles gut wird, mein Leben so sein wird, wie ich es mir wünsche . Eigentlich besteht jeder Tag aus Hoffnung. Morgens stehe ich auf und hoffe, das der Tag gut wird, das nichts passiert, das meine Kinder mal tun, was ich sage, das die Katze nicht wieder neben das Katzenkloo macht, das ich heute einen netten Mann kennenlerne, das die Waage mal ein paar gramm weniger anzeigt,das die Schlange im Supermarkt nicht wieder so lang ist, das ich heute im Lotto gewinne und alle Sorgen vorbei sind, das der Auspuff von meinem Auto heute nicht abfällt (er hört sich so komisch an),das die Sonne scheint, damit meine Wäsche trocken wird, das ich heute Zeit zum Meditieren finde, ............... Und am Abend? Es ist nichts passiert, meine Kinder haben getan, was ich gesagt habe, die Katze hat daneben gemacht, eine netten Mann habe ich nicht kennengelernt, die Waage zeigt an, was sie immer anzeigt, die Schlange im Supermarkt war nicht so lang, im Lotto habe ich nicht gewonnen, der Auspuff ist nicht abgefallen, meine Wäsche ist vom Regen naß geworden, Zeit zum Meditieren hatte ich nicht................ Einige Hoffnungen haben sich erfüllt, andere nicht, der ganze Tag war ein Wechselbad der Gefühle, wie immer. Die "Zauberformel" des Buddhismus heißt Achtsamkeit in jedem Augenblick und jeden Augenblick so annehmen, wie er ist. Wie wäre wohl so ein Tag? So ein Leben? Wenn man tatsächlich jeden Augenblick so annehmen könnte, wie er ist, und dann einfach so handelt, wie es in diesem Augenblick erforderlich ist? Ab und an schaffe ich das, und in diesen Momenten habe ich das Gefühl, das ich wirklich lebe. In diesem Augenblick ist Leben und kein Platz für Hoffnung, Trübsal oder gar für die Stimme in meinem Hinterkopf. In diesem Augenblick gibt es kein Versagen, kein richtig oder falsch, gut oder schlecht,es ist nur so wie es ist. Da zeigt sich auch der Unterschied zwischen Hoffnung haben und sich ein Ziel setzen. Es ist mein Ziel, nach Schweden zu gehen, um wieder arbeiten zu können und meine Familie selbst versorgen zu können. Die vielen Hoffnungen, die ich darum herum erfinde, sie lenken mich nur ab. Ich gehe einfach Schritt für Schritt jeden Augenblick auf mein Ziel zu und jeder Augenblick wird etwas Neues bringen. Ob ich mein Ziel erreiche oder nicht das wird der Augenblick zeigen und ich kann mich wieder neu orientieren. Und was ist mit dem Spruch: Die Hoffnung stirbt als letztes? Tut sie auch, und dann beginnt das wahre Leben, wenn Buddha recht hat. Wie auch immer, morgen muß ich früh aufstehen, also gehe ich jetzt ins Bett und hoffe, das ich gut schlafen kann.......falsch, ich lege mich einfach hin und sehe, was in diesem Augenblick passiert..............
12.6.06 Pläne Vor einiger Zeit habe ich mal Bilanz gezogen und festgestellt, das ich seit über 6 Jahren keine feste Arbeit mehr bekomme, da ich 2 zukünftige Steuerzahler alleine großziehe und daher zu unflexibel bin.Nur ehrlich gesagt, kann niemand von Hartz 4 menschenwürdig leben, geschweige denn 2 Kinder großziehen. Daher habe ich mich entschlossen, Arbeit im Ausland zu suchen, und zwar in Schweden oder Norwegen, da dort auch die Bedingungen für Familien besser sind und Krankenschwestern noch gesucht werden. Auch gibt es dort die Ganztagesschule, so das ich wieder wie ein normaler Mensch leben und arbeiten kann. Erste Bewerbungen habe ich geschrieben und auch schon Antworten bekommen, so das ich jetzt langsam mit den Vorbereitungen für einen Umzug anfange und daher auch im Moment nicht mehr viel Zeit habe. Meine Gefühle fahren Achterbahn, Hoffnung, Angst, Freude, alles geht durcheinander; kann ich das überhaupt schaffen, wie geht das mit den Kindern,ist dieser Schritt nicht doch zu gewagt? Ganz nüchtern betrachtet, ist alles ,was ich will, Arbeit, so das ich meine Familie versorgen kann und wir wieder normal leben können, und das kann man schließlich fast überall, also warum sollte es nicht gehen? Wenn hier also mal zufällig jemand reinschneit, der Erfahrung mit Arbeit und Umzug ins Ausland hat, für Ratschläge bin ich sehr dankbar!
3.4.06 Der Schmerz einer Adoptierten Durch meine Studien des Buddhismus habe ich viel über Leid und die Entstehung des Leides gelernt, auch darüber, das man seinen Schmerz zulassen muss. Ich dachte immer, das könnte ich nicht, meine letzte Therapie habe ich abgebrochen, da ich das Gefühl hatte, sterben zu müssen, wenn ich diesem Schmerz zu nahe komme. Ich konnte nicht einmal genau sagen, was es für ein Schmerz ist, er sitzt irgendwo zwischen Magen und Herz und fühlt sich an wie ein großes Loch, eine große Verspannung, Krämpfe, Druck, immer anders. Er ist immer da; er macht es mir unmöglich, Gefühle zu entwickeln, eine Situation zu geniessen, mich zu freuen, Liebe zu empfinden, Liebe zu geben, das Leben wahrzunehmen. Ich war immer auf der Flucht vor diesem Schmerz ; Flucht durch Drogen, Alkohol, Essen, Rauchen, zu viel Sport, ständige Aktivität, niemals ausruhen, niemanden an mich heran lassen, bloß keine Gefühle für etwas oder jemanden entwickeln. Die zweite edle Wahrheit heißt: Es gibt eine Ursache für Leid. Und um diese zu entdecken, muss man den Schmerz zulassen, ihn annehmen, mit liebevoller Achtsamkeit umarmen. Das habe ich in den letzten Wochen getan, es war grauenvoll, so viel Schmerz, so viele Tränen, so viele Gefühle wie Trauer, Haß, Wut, Selbstverachtung, ich habe ständig nur gegessen, dann wieder nicht, ich habe aufgehört, zu rauchen, wieder angefangen, wieder aufgehört und immer wieder versucht, diesen Schmerz mit Liebe zu betrachten . Und irgendwann teilte sich dieser Schmerz : in die körperlichen Empfindungen und in die Gedanken dazu.Seltsamerweise konnte ich die körperlichen Empfindungen tatsächlich mit Liebe annehmen, so wie eine Mutter ihr Kind, das sich verletzt hat, umarmt und tröstet. Der Schmerz wurde dadurch nicht geringer, aber das Gefühl, sterben zu müssen, wenn ich ihm begegne, verschwand. Er ist einfach nur da, er gehört in mein Leben, er ist ein Teil von mir; ich muss mich ihm stellen, ihn akzeptiern und lernen, damit umzugehen. Und nach der Ursache suchen. Das ist aber nur möglich, wenn man die Gedanken dazu nicht beachtet, man konzentriert sich nur auf diesen Schmerz . Und plötzlich, währen des Zazen, konnte ich ihn sehen. Ich sah ein kleines Baby, gerade geboren, das nichts weiter brauchte als Liebe und Zuwendung, Nahrung und Geborgenheit. Ein Baby, das vom Leben ein offenes, weites Herz bekommen hat, das es dazu befähigt, diese Dinge anznehmen und damit zu wachsen und zu gedeihen. Ein Baby, gerade geboren und schon von der Mutter verstoßen, in ein Heim gegeben, wo es außer Nahrung und körperlicher Versorgung nichts bekommen hat. Dieser Schmerz war so groß, das dieses Baby sein Herz verschlossen hat, es war ja noch viel zu klein um diese Gefühle zu verstehen, es wollte sich nur vor dem Schmerz schützen. Es konnte nicht verstehen, warum die Mutter so gehandelt hat, es fühlte nur den Schmerz. Pema Chödrön sagt: Wenn wir uns davor schützen, Leid zu erfahren, dann wird dieser Schutz zu einem Panzer, der die Zärtlichkeit des Herzens erstickt. Dieses Baby hat sich einen Panzer zugelegt, der bis heute da ist. Dieser Panzer hat verhindert, das es Liebe empfinden konnte, das es Beziehungen eingehen konnte, das es Leben konnte. Dieser Panzer hat eine Traumwelt geschaffen, nichts wahrnehmen, sich nicht berühren lassen, keinen Schmerz empfinden. Die abweisende Haltung seiner Adoptiveltern hat diesen Panzer noch verstärkt. Und irgendwann entstanden daraus Selbsthass, Agressivität und Suchtverhalten; der Panzer muss mich schützen, ich darf ihn nicht verlieren, mit allen Mitteln muss ich ihn bewahren. Aber das Leben will diesen Panzer nicht; die Essenz unseres Seins ist Mitfühlende, gütige Liebe, das Leben will existieren, sich entwickeln, etwas schaffen, alles ist voneinander abhängig und kann nur zusammen in gegenseitiger Fürsorge existieren. So entsteht ein Kampf: Mein Herz, das leben will, und mein Ego, das auf seinen Panzer nicht verzichten will.Dieser Kampf hat meine Persönlichkeit geprägt, all meine Eigenschaften, mein Verhalten. Und daraus ist der Schmerz entstanden, den ich heute fühle: Die Gefühle des kleinen Babys sind lange vergangen, sie haben nur etwas ausgelöst, das großen Schmerz verursacht, jeden Tag, den ich mich verstecke, kämpfe, wird er stärker, ich versuche , meinen Panzer ebenfalls zu verstärken und das ist ein ewiger Kreislauf. Aber wie komme ich da raus? Der Weg ist die Entwicklung von Maitri, liebevoller Güte, für uns selbst.Das bedeutet, nicht mehr zu kämpfen, Probleme oder Schmerzen nicht zu lösen, sondern sie anzunehmen. Wir können niemals alle Probleme der Welt lösen oder sie von uns fernhalten; die Fähigkeit, die Dinge zu schätzen, genau hinzusehen, uns zu öffnen, das ist das Herz von Maitri. Und es ist der Anfang des Erwachsenwerdens: Solange wir nicht bereit sind, uns selbst gegenüber aufrichtig und gütig zu sein, bleiben wir Kleinkinder. Im Buddhismus nennt man das auch " Das Löwengebrüll" : Alles, was uns begegnet annehmen, als Weg sehen, furchtlos sich dem Leben stellen. Mein Panzer hat durch dieses Verständniss ein winzig kleines Loch bekommen, meine Übungen in liebevoller Achtsamkeit werden mir helfen, ihn eines Tages abzulegen, dessen bin ich mir ganz sicher.
10.2.06
Erwachsen werden Also ich denke, weinen zu können ist ein großer Schritt nach vorne. 20.1.2006 Erwachsen werden Anfang des Monats war ich mit meinen Söhnen auf einer Kinderneurologischen Station um herauszufinden, warum der jüngste eine schwere kindliche Depression hat. Ich habe natürlich auch Gespräche mit den Psychologen gehabt, und dabei wurde dann auch meine Geschichte besprochen, wie meine Kindheit war. 4.12.05 Gedanken über meine Wurzeln Vor einiger Zeit habe ich das Buch " Das Glück einen Baum zu umarmen"von Thich Nhat Hanh gelesen. Darin gibt eseine Passage,über die ich seitdem nachdenke: Er schreibt: "Die Erde, unsere Mutter, hat uns viele Male das Leben geschenkt und uns jedesmal zurück in ihre Arme genommen. Mara (buddhistischer Begriff für Zerstörer des Lebens, die Hindernisse auf dem Weg zur Befreiung, all unsere negativen Gefühle)ist von keiner großen Bedeutung in Gegenwart der Erde. Jedesmal wenn Mara sich dir näher, du dich aber an die Erde wendest und sie um Hilfe bittest, wird sie dir Blumen, Früchte, Schmetterlinge und viele andere Geschenke der Natur ( des Lebens) darbringen und die Erde wird Mara in einer Weise anblicken, das er verschwinden wird.Wir haben so viele Gründe glücklich zu sein. Die Erde ist erfüllt von Liebe zu uns und von Geduld. Wann immer sie uns leiden sieht, wird sie uns beschützen.Mit der Erde als Zuflucht brauche ich nichts zu fürchten, selbst das Sterben nicht." Die großeFrage für einen Adoptierten ist ja" Wer bin ich;wo komme ich her;wer sind meine Eltern; wo sind meine Wurzeln?" Eine Frage, die sich oft nicht beantworten lässt, entweder weil die eigene 'Geschichte nicht zu recherchieren ist oder weil man zu viel Angst davor hat ( so wie es bei mir im Moment ist). Aber vielleicht ist einfach der Blickwinkel falsch. Wir Menschen betrachten ja unsere Eltern, unsere Familie als unsere Wurzeln, unsere Herkunft,dort hat unser Leben begonnen. Wenn wir nun unsere Eltern, unsere Familie, unsere Wurzeln verlieren, warum auch immer, dann haben wir das Gefühl, ohne Wurzeln, ohne Halt im Leben zu sein, keine Zuflucht zu haben. Jeder,der diese Gefühl schon einmal hatte, weiß, wieviel Leid daraus entstehen kann. Die Erde, die Natur, ist aber nichts anderes als das Leben selbst; alles Leben entsteht aus der Erde und kehrt dorthin zurück, um in andere Form weiterzubestehen. Alle Lebensformen und alle Dinge die uns umgeben, haben dort ihren Ursprung, ihre Wurzeln. Ein Baum hat seine Wurzeln in der Erde, so bekommt er Nahrung und kann leben. Auch uns Menschen gibt die Erde Nahrung und so können wir leben. Dann wären unsere Wurzeln auch in der Erde, wir hätten immer Halt, eine Zuflucht,das Leben selbst wäre unsere Mutter. Und wie eine Mutter gibt uns die Erde Liebe, Halt, Trost, Nahrung, Licht, Luft, Wasser, eine Unterkunft, Schutz ; alles was wir zum leben brauchen. Das beantwortet sogar die Frage nach dem Sinn des Lebens für mich; wir existieren um zu leben, und wenn meine Wurzeln im Leben selbst sind, dann habe ich einen Halt, der ewig und fest ist. Selbst wenn ich sterbe, kehre ich doch nur zum Leben zurück. Sind das nicht die besten Wurzeln, die man haben kann? 17.11.05 Gedanken zumTod von Tim Da sich die Frage nach dem "Warum" niemals beantworten lässt, 24.10.05 Heute habe ich nochmal wegen der Waschmaschine auf dem Sozialamt nachgefragt, und durfte erstmal feststellen, das unser Sozialamt nicht mehr existiert und nun das Arbeitsamt (20 km entfernt)wieder zuständig ist. 18.10.05
Nunist tatsächlich schon wieder 1 Jahr vorbei,und der Tag des Jahres, denich immer am meisten gehasst habe, rückt immer näher. Aber es hat sich etwas verändert. Seit fast 1 Jahr bin ich jetzt in verschieden Foren aktiv und habe viele Beteiligte des ADO Dreiecks kennengelernt.Gerade auch der Kontakt mit H-Müttern hat mir sehr geholfen, meinen Haß auf meine H-Mutter zu besiegen. Ich habe gemerkt, das nicht nur Adoptivkinder von ihren Eltern schlecht behandelt werden, sondern auch leibliche Kinder, und das es denen oft mehr weh tut. Als Adoptivkind kann ich mir immer sagen, es sind nicht meine Eltern, aber als leibliches Kind habe ich diesen Ausweg nicht und kann noch viel weniger verstehen, warum man mir das antut. Ich habe bis jetzt noch nicht mit der Suche nach meinen H-Eltern begonnen, ich hatte immer zuviel Angst vor dem, was ich finde und wie meine Reaktion darauf ist, und eine Frage habe ich mir noch nicht beantwortet; Warum es so wichtig ist, seine Wurzeln zu kennen. Das ist heute glücklicherweise meistens anders, Adoptierte wachsen heute mit dieser Tatsache auf, sie wissen es und es ist für sie ganz natürlich, genauso wie die Frage nach ihrer Herkunft. Manchmal denke ich, das meine H-Familie genauso ein Teil von mir ist, wie meine A-Familie;und vielleicht muß ich beide Teile kennen, um zu sehen, wer ich bin. im Buddhismus heisst es, wir können nur hier und jetzt, in diesem Augenblick, der die unendliche Gegenwart ist, existieren, Vergangenheit und Zukunft sind nur Gedanken, die wir uns machen; danach spielte unsere Herkunft keine Rolle mehr. Wie auch immer, vielleicht lassen sich diese Fragen auch gar nicht beantworten und jeder muß für sich selbst entscheiden, was er tut. Ich werde jedenfalls dieses Jahr meinen Geburtstag das erstemal feiern, aus buddhistischer Sicht ist das nämlich der Tag unseres Fortbestehens, und wir sind geboren worden, weil wir hier einen Platz und eine Aufgabe in dieser Welt haben; das Leben selbst hat uns hierhin gestellt , dieses Wissen hat mir sehr viel Frieden gegeben. 5.10.05 Ich glaube, jetzt habe ich es verstanden, den Buddhismus meine ich.Ich bin jetzt fast ein Jahr dabei, habe viele Bücher gelesen,einige Schulen besucht,bin in einigen Internetforen ; aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl das etwas fehlt. Vom Verstand her habe ich die Lehre ja verstanden, aber es waren immer Einzelteile, ich hatte das Gefühl, das ich nicht mit dem Herzen dabei bin. Das hat mich irgendwie in der letzten Zeit sehr nervös gemacht,so habe ich einfach mal mein i-ging befragt. Ich habe gefragt, wie ich den Zen-Weg gehen kann, und die Antwort war : Unterordnen. Na ja, ich habe in meinem Leben bis jetzt nichts anderes getan als mich allem und jedem unterzuordnen, diese Antwort fand ich etwas seltsam. Bei meiner nächsten Gehmeditation habe ich versucht, mir mal die Welt unter diesem Aspekt der Unterordnung anzusehen und plötzlich wußte ich es. Das einzige, dem alles in diesem Universum sich unterordnet, ist das Leben selbst. Jede Pflanze, jedes Tier, jedes Mineral , jeder Mensch muß sich dem Leben unterordnen, sonst kann nichts existieren. Ich meine, was wäre, wenn z.B. die Bäume plötzlich sagen würden, wir machen keine Photosynthese mehr, heute haben wir keine Lust dazu; dann würde nichts mehr funktionieren. Und deshalb herrscht ja auch solch ein Chaos auf der Erde, da wir Menschen immer nur unser Ego ausleben anstatt das zu tun , wofür wir hier sind. Und was ist unsere Aufgabe hier? Ganz einfach, das Leben bewahren, weiterentwickeln, alle Wesen beschützen, Erfahrungen für das Leben sammeln. Und der Zen-Weg ist ganz einfach der Weg, von unserem Ego weg hin zum Leben; dem Leben zu dienen. Daraus entwickeln sich ganz von alleine Liebe, Mitgefühl und Demut, gegenüber dem Leben, das so weise ist und alles nur miteinander funktionieren kann. Jetzt habe ich auch verstanden, warum es immer heißt, das wir den Zen Weg unser Leben lang gehen müssen, immer achtsam sein müssen und üben, denn das Ego liegt ständig auf der Lauer . Und die Elemente des Buddhismus wie der Achtfache Pfad, die Paramitas u.s.w. sind unsere Hilfsmittel auf diesem Weg. Das ist natürlich sehr schwierig, denn wir haben ja nie gelernt, ohne unser Ego zu handeln, durch die Achtsamkeit habe ich gemerkt, das fast jeder Gedanke mit "Ich will" oder "Ich brauche" anfängt, und mein Ego sträubt sich momentan außerordentlich heftig dagegen, etwas zurückzutreten, aber ich habe ja auch gerade erst angefangen, den Weg zu gehen!
1.10.05 Irgendwie habe ich die letzten Tage über das Selbstbewußtsein nachgedacht. Das kam daher, das ich über das Ego wie es im Buddhismus beschrieben wird gelesen habe. Das Ego ist ja nur ein Gebilde aus Gedanken und Erfahrungen der Vergangenheit; dazu kommen noch meine Beurteilungen; das bin nicht ich. Aber wer bin ich dann? Existiere ich überhaupt? In all den Therapien die ich gemacht habe, hieß es immer, das meine Probleme daher kämen, das ich kein Selbstbewußtsein habe. In einem Buch von Tich Nhat Hanh habe ich gelesen: Wir müssen tief in unser wahres Selbst schauen; darin erkennen wir das Leben. Wenn man also mal das Ego weglässt, dann bleibt nur das Leben selbst übrig; unser Körper wäre dann soetwas wie eine Wohnung für das Leben, das sich durch uns ausdrücken möchte, Erfahrungen machen möchte. Dann wäre das Selbstbewußtsein der Zustand, in dem wir sehen, das wir selbst das Leben sind; ich bräuchte also auch keine Angst mehr zu haben; denn das Leben findet nur in diesem Augenblick statt;ich bin mir dessen bewußt. 20.9.05 Der Buddhismus gründet sich ja auf 2 Prinzipien; Das Prinzip von Ursache und Wirkung ( alles was ich tue, sage oder denke hat irgendwann irgendwelche Folgen) und die Leerheit aller Dinge ( nichts kann alleine existieren, alles ist voneinander abhängig). Das Papier als Lehrer Auf deinem Schreibtisch liegt ein Blatt Papier. Nimm es in die Hand und sieh es dir genau an. Wir halten das Papier in unseren Händen und betrachten es. Schauen wir tief hinein in das Blatt Papier, dann sehen wir den Sonnenschein, die Wolken, den Regen, das Land am Fluß, die Tiere des Waldes und den Holzfäller mit seiner Familie. Der vietnamesische Meditationsmeister Tich Nhat Hanh führt das Beispiel noch weiter: Also mir hat diese Sicht der Dinge geholfen, mit allem was mich umgibt, viel sorgfältiger umzugehen ( Stichwort Wegwerfgesellschaft) und daraus hat sich eine Dankbarkeit für das Leben entwickelt, für die Natur, die nichts verschwendet und wo alles nur zusammen existieren kann.
02.04.2005
Heute ist der Papst gestorben.Eigentlich konnte ich nie viel mit Religion anfangen,ich bin auch vor vielen Jahren aus der kirche ausgetreten.Ich war 16,als der Papst gewählt wurde und so hat er mich ein halbes Leben lang begleitet,ob ich wollte oder nicht. Vieles was er gesagt hat, konnte ich nicht akzeptieren,aber ich habe ihn immer für seine Gradlinigkeit und seinen Einsatz für den Frieden bewundert.Vielleicht ist es auch nur das Gefühl,in einer Welt die sich ständig ändert,etwas verlässliches verloren zu haben,Aber vielleicht bedeutet es auch für die Kirche eine Chance,sich der heutigen Welt etwas anzupassen. 04.04.2005 Irgendwie habe ich viel über Religion nachgedacht,was sie den Menschen gibt,warum plötzlich so viele Menschen nach Rom wollen um Abschied zu nehmen.Was hat ihnen der Papst gegeben? Fühlen sich manche etwa schuldig,weil sie nicht so ein religiöses Leben geführt haben? Was hat mir der Papst gegeben?Was Religion betrifft,eigentlich nichts,ich kann mich mit den Lehren der katholischen Kirche nicht identifizieren, aber eines fand ich immer gut;er hat zu seinen Ansichten gestanden,und mit viel Beharrlichkeit sein Ziel erreicht.Wenn ich also von meinem Weg überzeugt bin,kann ich mein ziel auch erreichen! Dazu habe ich etwas sehr interessantes gefunden: Brauchen wir heute überhaupt noch eine Religion? Wir leben in einer Welt, in der der Glaube an eine göttliche Vorsehung immer mehr dahinschwindet. In der heutigen (westlichen) Welt gelten Glaube und Religion weithin als ein Relikt aus vergangener Zeit. Aufklärung und Sieg der Naturwissenschaften sowie materieller Wohlstand und soziale Sicherheit bewirkten ein Abrücken von der Vorstellung an eine alles beherrschende göttliche Allmacht, die die Geschicke dieser Welt leitet. Dies führte zu einem umfassenden Glaubensverlust, weshalb Gott, Religion und Kirche für die meisten Menschen der Gegenwart keine Bedeutung mehr beanspruchen. Nun hat aber die Anthropologie (Lehre vom Menschen) aufgezeigt, dass der Mensch auch ein religiöses Wesen (homo religiosus) ist, denn das Leben hat nicht nur eine materielle, sondern auch eine spirituelle Dimension. Verkümmert diese spirituelle Dimension, so entstehen Seinsdefizite, die in eine Seinsverlassenheit, innere Leere und Orientierungslosigkeit führen. Gerade in der westlichen Welt machen sich diese Defizite besonders gravierend bemerkbar. Viele Menschen haben kein Ziel mehr vor Augen und vermögen ihrem Dasein keinen Sinn mehr abzugewinnen. Die Folgen: Sinnleere, Werteverlust, verebbende Perspektiven, Gleichgültigkeit, Auflösung aller Formen, mangelnder sozialer Zusammenhalt, fehlende mitmenschliche Beziehungen, Desintegration, Isolation, Vereinsamung usw. Kompensiert wird dieses existenzielle Vakuum über rein materialistische Anliegen und Wünsche – über Konsum und Vergötterung materieller Werte und des eigenen Ichs (Egozentrik, Narzissmus, Jugendlichkeitswahn, Bodykult, Potenzbeweis), welche als eine Art neue »Religiosität« in Erscheinung treten. In der Welt des Daseins ist der Mensch (im Unterschied zum Tier) das einzige Wesen, das um seine Endlichkeit weiß. Dieses Wissen um die Begrenztheit irdischer Existenz lässt in ihm die ungewisse Frage aufkommen, was nach dem Tode sein wird, stellt gleichzeitig aber auch die Frage nach dem Ursprung und dem Sinn menschlichen Daseins. Der Mensch kommt deshalb nicht umhin, sich immer wieder mit dem Problem seiner begrenzten Daseinssituation auseinander zu setzen und die Frage zu stellen: Woher komme ich, wer bin ich, wo gehe ich hin, was soll ich tun? »Woher komme ich?« ist die Frage nach dem Ursprung oder der Verursachung menschlichen Seins. »Wer bin ich?« ist die Frage nach der Stellung des Menschen im Kosmos, also die Frage der Bestimmung menschlichen Daseins oder nach dem Sinn des Lebens. »Wo gehe ich hin?« ist die Frage nach der nachtodlichen Existenz. »Was soll ich tun?« ist die Frage nach der Lebensaufgabe in dieser in Raum und Zeit gegebenen endlichen Existenz. Der Mensch sucht immerdar nach Antworten auf die Fragen seiner Existenz; eine Haltung, die im eigentlichen Sinne als religiös zu bezeichnen ist, auch wenn der Glaube an Gott nicht mit im Spiele ist. Die Auseinandersetzung mit diesen grundlegenden Fragen gehört in den Bereich der Religion und der Philosophie und erfuhr im Verlauf der Geschichte entsprechend dem Wissensstand und den geistig-intellektuellen (erkenntnismäßigen) Voraussetzungen der Menschen immer wieder eine unterschiedliche Beantwortung. Religiöse Vorstellungen und Weltanschauungen sind nicht endgültig, sondern verändern sich. Sie sind auch kulturell bedingt und somit nicht bei allen Völkern gleich. Religionen sind – wie alle Erscheinungen dieser Welt – nicht auf Ewigkeit angelegt, sondern dem Wandel und Vergehen unterworfen. Sie müssen sich in einem dauernden Prozess der Anpassung den zeitbedingten geistigen und gesellschaftlichen Entwicklungen stellen und ihre Lehren auf veränderte und neue Sinnhorizonte hin reflektieren. Gelingt dies nicht, sind sie dem Untergang geweiht. In der westlichen Welt ist schon seit einigen Jahrzehnten eine Entwicklung erkennbar, in der grundsätzlich neue religiöse Anliegen und Perspektiven sich auftun. Dass dabei der Buddhismus zunehmend an Interesse gewinnt, verdankt er seiner rationalen, auf Einsicht beruhenden, antidogmatischen, toleranten und friedfertigen Haltung. Allerdings ist auch der Buddhismus vor die Aufgabe gestellt, sich in der westlichen Welt den hier gegebenen Voraussetzungen vermehrt anzugleichen und sich in seinem neuen Einzugsgebiet ein eigenes Profil zu verleihen. Eine neue Religiosität – sei diese christlich, buddhistisch oder anderswie motiviert – wird vermehrt das ethische Anliegen in den Vordergrund rücken müssen. In unserer heutigen Welt können die Fragen nach Gott, der Streit um die eine und absolute Wahrheit, die Verpflichtung auf eine heilige Schrift und anderes mehr nicht mehr im Zentrum stehen. Was sich aufdrängt, ist eine neue Ethik, also die Besinnung auf die Verantwortung des Menschen sich selbst, der Mitwelt, den Tieren und den natürlichen Ressourcen der Erde gegenüber. Der auf keine Gottheit und keinen Glauben, sondern primär auf ethische Postulate sich berufende Buddhismus erscheint in diesem umfassenden Wandlungsprozess (Paradigmawechsel) besonders qualifiziert, das bestehende religiöse Vakuum zu füllen und von Grund auf neue Denkansätze zu vermitteln. Der Buddhismus ist nicht so sehr Religion im übertragenen Sinne, sondern in erster Linie eine pragmatische Lebensphilosophie, in der in hohem Maße das humanitäre Ethos hervorgehoben ist. Dennoch kann auch der Buddhismus keinen Alleinigkeits- und Ausschließlichkeitsanspruch geltend machen, denn die heutige Lage einer zunehmend globalisierten Welt erfordert die enge Zusammenarbeit aller Religionen und gesellschaftlicher Strömungen. 30.04 2005 Etwas was mir sehr zu denken gibt: Im Buddhismus heißt es: Dieser Mensch,der jetzt hier ist,ist nicht derselbe,wie dieser Mensch,der jetzt(in diesem neuen Augenblick) hier ist.Nichts ist von Dauer.Nichts wiederholt sich. Nichts kehrt zurück.Jeder Augenblick ist frisch,neu,einzigartig - unbeständig. Mit anderen Worten: dieser Augenblick hat große Ähnlichkeit mit diesem nächsten Augenblick,dieser wiederum große Ähnlichkeit mit diesem nächsten Augenblick hat. Doch sind sie niemals völlig gleich. Vielmehr präsentiert uns jeder Augenblick ein neu geborenes Universum. Wir glauben,wir kehren jeden Abend in dasselbe Haus zurück. Das ist aber lediglich die Vorstellung,die wir uns von unserer Erfahrung gemacht haben. Jeder Abend - ja jeder Augenblick- ist eine neue Erfahrung; ein neues Ich, ein neues Haus, ein neues Haustier, ein neuer Mitbewohner. Jede Mahlzeit ist eine Mahlzeit, die wir noch nie gegessen haben, in einer Welt,die nicht mehr dieselbe ist,die sie am Abend oder auch nur einen Augenblick zuvor noch war. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, hat es mir Angst gemacht.Wie kann ich mich in einer Welt zurechtfinden,die sich ständig verändert,was tue ich mit meinen Gedanken und Erfahrungen,mit meinen Erinnerungen? Wo bleibe "ich" überhaupt? Ein guter Vergleich dazu ist die Natur: Ein Blatt am Baum ist einfach da.Es fragt nicht,was seine Aufgabe ist,es ist nichts besonderes und es ärgert sich auch nicht,wenn es eines Tages abfällt und stirbt.Es kommt in den Kreislauf der Natur,wird zu Erde,ernährt den Baum und es entstehen neue Blätter. Die Natur ist nicht dualistisch.Sie ist keine bloße Ansammlung von Einzelteilen. Sie wirft nichts weg, sie verwertet alles und sie handelt nicht aus dem Wunsch heraus, die Dinge besser zu machen.Während wir nur auf die Einzelteile fixiert sind, handelt die Natur auf der Grundlage des Ganzen. Wenn ich aber in jedem Augenblick neu geboren werde, dann birgt das auch eine Hoffnung,ich bin nicht alleine,ich bin Teil des Ganzen. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. 3.5.05 "Wenn wir in wechselseitigen Beziehungen mit allem und jedem stehen, haben selbst unsere kleinsten und unwichtigsten Gedanken, Worte und Taten reale Konsequenzen im gesamten Universum. Werfen Sie einen Stein in einen Teich, und die Oberfläche des Wassers wird sich in konzentrischen Kreisen kräuseln. Die Kreise gehen ineinander über und erzeugen neue. Alles ist unauflösbar miteinander verwoben: wir kommen zu der Erkenntnis, dass wir für alles, was wir denken, sagen oder tun, verantwortlich sind. Wir sind wirklich verantwortlich für uns selbst, jeden und alles andere - das ganze Universum." Dazu kam mir folgender Gedanke: Wenn also tatsächlich alles im Universum miteinander verbunden ist,dann kann es nur funktionieren, wenn jedes Lebewesen, ob Tier, Pflanze, Stein,Mensch genau das tut, wozu es da ist.Sich nach den Regeln der Natur für seine spezielle Art richtet.Der einzige der das nicht tut, ist der Mensch, Wir handeln ständig gegen unsere Natur, wir essen zuviel, wir schlafen zu wenig, wir sehen den Sinn des Lebens im Materiellen, wir achten nicht auf unsere Mitmenschen. Viele Dinge, die wir heute Fortschritt nennen, sind nicht gut für uns, und wenn man den Gedanken mal weiter führt, wenn es uns nicht gut geht, leiden auch alle anderen darunter, die Natur die zerstört wird ,wir schaden anderen Menschen damit. Es ist unser grenzenloser Egoismus, wir wollen immer nur haben, aber nicht geben. Wie wäre es mal mit ein bisschen Dankbarkeit? Wenn also wirklich alles im Universum miteinander verbunden ist, dann kann auch nichts alleine existieren,alle sind voneinannder abhängig, warum also nicht mal anderen Menschen, der Natur,den Tieren, unseren alltäglichen Gebrauchsgegenständen dankbar sein? Das könnte zu einem wesentlich sorgfältigeren Umgang mit allem führen; Stichwort " Wegwerfgesellschaft", 7.6.05 Gestern war ich mit meinen Söhnen im letzten Teil der Star Wars Saga. Also in diesem Sinne: Wer weiß, vielleicht sitzen dann meine Kinder mit ihren eigenen Kindern im Kino und denken an die Zeit zurück?
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