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Der Weg ist das Ziel und die Reise hat gerade erst begonnen.........

 

 

 

Der Sprung

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

 Ich mache das Licht und den Fernseher aus (ich schlafe schon seit langem bei Licht und laufendem Fernseher, dann bin ich nicht so alleine),und setze mich gemütlich aufs Sofa. Kein Essen in der Nähe, keine Ablenkungsmanöver, und beginne mit der Meditation.

Ich möchte mein Herz wiederfinden, mein Leben, meine Emotionen, lebendig sein.

Also gut, sagt mein Schmerz, siehst du diesen dunklen Tunnel? Das bin ich und da musst du durch. Spring !

Es sieht aus wie so ein Wasserstrudel, nur dunkel und unheimlich, schaffe ich das? Sei achtsam und liebevoll, dann kannst du es. Nein, du brauchst nichts zu essen, es ist nur ein kleiner Schritt.....

Ich springe.

Der Strudel

 Ein Gefühl, als ob ich falle, ich werde herumgewirbelt, es wird immer dunkler und kälter (ich sitze auf meinem Sofa und das ist nur in meinem Kopf, aber es fühlt sich so echt an). Immer schneller, als ob mein Körper und mein Verstand sich auflösen, ich bin ein Teil dieses Strudels; da ist die Angst; wo bin ich? Wie komme ich hier raus, ich muß zurück, aber das geht nicht.(Ich sitze zitternd und weinend auf meinem Sofa ) Sei achtsam; so also sieht der Schmerz aus? Dunkel, kalt, eine wirbelnde Bewegung (mir wird richtig übel). Hat sich wirklich soviel Schmerz angesammelt? Zu wem gehört dieser Schmerz eigentlich, ist er unterteilt, hat er verschiedene Ursachen? All meine Gedanken und Analysen zählen hier nicht, es ist einfach nur Schmerz. (Ich wickele mich in meine Decke und lege mich hin, wenn ich schon hier bin, kann ich es mir ja auch etwas bequemer machen) Nichts hat mehr Bedeutung, nichts existiert mehr, nur dieser Tunnel; so viel Schmerz, und da ist "liebevoll", sieh ihn dir genau an, fühle die Kälte und Dunkelheit, löse dich in ihm auf; er hat dich immer gerufen, jetzt kannst du ihn umarmen...............(ich weine immer noch, aber nicht mehr aus Angst, sondern aus Mitgefühl).......

.Der Schmerz, dieser Druck in meiner Brust, ist weg ;" jetzt hast du mich gesehen, gefühlt,und umarmt, jetzt mußt du weiter......."

 

Das Meer

Plötzlich ist es vorbei. Ich bin irgendwo gelandet. Es ist immer noch dunkel und absolut still. Keine Bewegung, keine Geräusche, ein Meer aus "Nichts". (habe ich meinen Verstand verloren? ich kann nichts denken, fühlen, sehen, hören)

Dieses Meer aus "Nichts" kommt mir noch bedrohlicher vor als der Tunnel, wo bin ich? Mitten im Schmerz? ( Mein ganzer Körper schmerzt, ich bin total verkrampft, da sind nicht mal mehr Tränen, nur noch Angst), bin ich in der Angst gelandet? Muß ich da auch durch? Also gut, suche ich mal nach dem Ausgang, ich schwimme umher, aber hier ist nichts.........., doch , ein Anker....... 

Die erste Grundlage des Buddhismus ist die Achtsamkeit auf den Körper und die Sinne, das ist dein Anker, halte dich fest und versuche es...........

Ich sehe Wellen, schwarz, ich höre eine Fliege summen ( also lebe ich noch und bin noch in meinem Wohnzimmer), ein Auto fährt vorbei, es ist so laut, meine Decke so schwer, ich muß mich hinsetzen, es wird immer wärmer, aber in diesem Meer ist nichts, alles kommt von draussen; das ist die Angst; ich bin darin und alles draussen kommt auf mich zu, bedroht mich. Wenn ich jetzt nicht ganz schnell schwimme, werde ich untergehen, die Angst wird mich überschwemmen, wie immer, dann bin ich handlungsunfähig. Du kannst doch schwimmen, schwimm mit den Wellen, auf ihnen, tanze auf dem Wasser, tauche hindurch, alles, was von draussen kommt, wird hier untergehen, ein Teil des Meeres werden und ich schwimme einfach mittendrin, bin ein Teil von allem.........es ist ein Miteinander..... 

" Das bin ich, deine Angst, ein Teil von dir , im Schmerz hast du dich aufgelöst, in mir kannst du schwimmen, jetzt mußt du weiter........

Das Licht

Noch weiter? Was kommt noch, ich kann nichts mehr ertragen, Schluss jetzt, geh und iß etwas....... Plötzlich wird es hell, ein Licht, es füllt das ganze Universum aus, es hat keine Quelle, Schmerz und Angst lösen sich darin auf, werden davon beruhigt, und es füllt mich aus (wie Essen), was ist das?

" Ich bin deine Eßsucht, ich begleite dich schon seit deiner Kindheit. Ich habe immer für dich gesorgt, auf dich aufgepasst, damit Schmerz und Angst dich nicht zerstören. Ich war dein Schutzschild vor noch mehr Schmerz und Angst, die eine Kinderseele töten können.Als du erwachsen wurdest, war das Meer so voll, das ich mich in Medikamentensucht und Alkoholsucht verwandelt habe , um dich zu schützen. Und nach deiner Therapie wurde ich wieder zur Eßsucht, du hattest nicht die Kraft, mit dem Leben klarzukommen.Ich habe verhindert, das du diesen Schritt, den du heute gegangen bist, zu früh gehst und zerstört wist. Ich war nie der Feind, den du in mir gesehen hast (genausowenig wie all deine anderen Ablenkungsmanöver), du mußt mich nicht bekämpfen und du mußt dich nicht selbst verurteilen und bestrafen weil du mich nicht loswirst. Du kannst mich umarmen, wie den Schmerz und die Angst, und jetzt, da du weißt, wer ich bin, kannst du mich immer zur Hilfe rufen, wenn du mich brauchst. Wenn du mich nicht brauchst, auch gut, dann existieren wir einfach alle zusammen ...........und irgendwann brauchst du mich nicht mehr, dann werde ich gehen.

Und ich fühle mich einfach nur geborgen und sicher, in all dem Schmerz und der Angst habe ich einen Freund gefunden; ich weine und weine aber aus Erleichterung, endlich kann ich mich akzeptieren, mit all meinen Eigenschaften, auch mit meinem Aussehen,ich muß nicht mehr gegen mich selbst kämpfen.

Der Wecker klingelt und die Nacht ist vorbei.Es kam mir vor wie Minuten, aber es waren viele Stunden.

In den nächsten Tagen habe ich mit der Eßsucht auseinandergesetzt. Ich habe gesehen, wann der Eßdrang erscheint, und frage mich jetzt jedesmal wenn er kommt: welches Problem hast du gerade, was du meinst nicht lösen zu können ? Und es passiert etwas erstaunliches; manchmal verschwindet der Eßdrang ganz, manchmal teilweise, ich esse nicht mehr so schnell und auch nicht mehr so viel und ich muß mich nicht mehr dafür verurteilen. Etwas, gegen das ich jahrelang gekämpft habe, löst sich und auch der Schmerz und die Angst sind nicht mehr so bedrohlich, ich weiß jetzt, das ich sie ertragen kann, ich habe schließlich gesehen, wie sie wirklich aussehen. 

 

Die Wüste

 

Meine Reise geht weiter, ein paar Tage später, und ich fange in dem Licht an........

Ich wollte eigentlich zu meinem Herzen finden, also wohin jetzt? Die Hindernisse aus Schmerz und Angst habe ich überwunden, aber ich sehe es noch nicht. Ich sitze wieder auf dem Sofa und stelle mir vor, das ich durch das Licht wandere. Wie sieht so ein Herz eigentlich aus? Mache ich mir vielleicht ein falsches Bild und sehe es deshalb nicht?

Thich Nhat Hanh vergleicht das Herz mit einem Garten, in dem alle Samen in der Erde ruhen. Die Samen sind all das, was wir gesehen, gehört, erlebt und getan haben, unsere Eigenschaften, unsere Emotionen.Wir sind der Gärtner, wir pflegen und gießen die Samen und wenn sie berührt werden, wachsen sie und unsere Persönlichkeit erscheint.Wenn uns z.B. jemand anschreit, gießt er damit die Samen der Angst und Wut in uns und entsprechend reagieren wir. Wenn wir jemandem helfen, gießen wir die Samen der Achtsamkeit und Freude in uns und fühlen uns wohl.   Also müsste hier irgendwo so ein Garten sein.............

Da ist Sand. Sehr viel Sand, wie in einer Wüste. Ein paar verdorrte Pflanzen, nichts lebendiges, eine große, tote Wüste. Gut, noch ein Hinderniss, was könnte diese Wüste sein? Etwas aus meiner Vergangenheit, eine Emotion die ich noch nicht kenne, ein verdrängtes Erlebnis? Es fühlt sich an, als wäre ich ganz allein im Universum, hier ist nichts und niemand, die Wüste spricht auch nicht zu mir, so wie der Schmerz und die Angst, vielleicht sollte ich sie einfach nur umarmen, liebevoll zu ihr sein sein?

Vor mir kommt eine winzig kleine Pflanze aus dem Sand. Ich bücke mich und frage sie einfach, was sie braucht. "Wasser" antwortet sie mir. "Hier ist aber kein Wasser"  "Deine Liebe und Zuwendung zu mir ist mein Wasser."  Sie wird noch etwas größer.

 Da kommen zwei neue Pflanzen, sie schießen aus dem Boden und werden riesengroß, sie überwuchern fast die ganze Wüste und die kleine Pflanze ist kaum noch zu sehen. In mir toben plötzlich alle möglichen Emotionen, Angst, Wut, Einsamkeit, Sehnsucht, die Stimme meiner Tochter, die Stimmen meiner Eltern,Ereignisse aus der Vergangenheit, Freude, Leid, alles wirbelt durch meinen Kopf. Pflanzen erscheinen und verschwinden wieder, es ist das absolute Chaos. Der Drang etwas zu essen wird übermächtig, aber ich kann mich nicht bewegen, ich kann nicht aufstehen, nichts funktioniert mehr, ich kann kaum noch atmen. Ich konzentriere mich auf meine Atemmeditation und plötzlich wird es ruhig. Das Chaos verschwindet , alle Pflanzen verschwinden, nur die kleine ist noch da.

"Willkommen" sagt sie. " Du bist am Ziel deiner Reise,du hast dein Herz gefunden. Ich bin die Achtsamkeit, und durch deine Zuwendung hast du mich geweckt. Genauso wie alle anderen Pflanzen, die du eben gesehen hast. Sie sind alle da,aber du hast dich nie um sie gekümmert, deshalb konnten sie nicht wachsen.  Die großen Pflanzen, die alles überwuchert haben, waren die Angst und der Schmerz, sie sind die einzigen, die du immer versorgt hast, deshalb sind sie so groß. In deinem Bestreben, dich zu schützen, hast du vergessen, dich um uns zu kümmern, und so wurde aus dem Garten des Lebens eine Wüste. Deshalb empfindest du nichts mehr außer Angst und Schmerz, du fühlst dich allein und ausgeschlossen, du weißt nicht mehr, wie man fühlt oder wie man mit Emotionen umgeht. Als du ein Kind warst, war dieses Verhalten die einzige Chance für dich, zu überleben. Jetzt bist du erwachsen, jetzt bist du der Gärtner. Es liegt nur in deiner Verantwortung, was aus uns wird. Du kannst keine von uns vernachlässigen, wir können nur alle zusammen existieren, so wie es keinen Tag ohne Nacht gibt, keinen Sommer ohne Winter,keine Ebbe ohne Flut, alles ist eines und alles ist in dir. Aber ich weiß, das dieser Weg sehr schwer ist, deshalb gebe ich dir einen Begleiter mit auf die Reise:  Die vier edlen Wahrheiten und den edlen achtfachen Pfad ; sie sind soetwas wie eine Gebrauchsanweisung für diesen Garten . Und jetzt : Der Weg beginnt, er dauert ein Leben lang, vielleicht sogar viele Leben lang, sei ein Gärtner.............."

Den Rest dieser Nacht habe ich nur geweint, Trauer um all die Jahre, die vergangen sind, all die Pflanzen die verdorrt sind, alles was man mir angetan hat und was ich mir selbst angetan habe, eigentlich nur ein ganz gewöhnliches Menschenleben................

Es wird Zeit, das ich vom Opfer zum Gärtner werde und meine Gebrauchsanweisung nutze.

 

Der Gärtner